Mit der MS Berlin von Tromsoe zum Nordkap und zurück nach Bremerhaven

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Mit der MS Berlin von Tromsoe zum Nordkap und zurück nach Bremerhaven

Reiseberichte
Kreuzfahrt durch die norwegischen Fjorde zum Nordkap mit der MS Berlin
Eindrücke von einer Reise mit dem Kreuzfahrtschiff MS Berlin zum Nordkap vom 15.7.   bis 25.7.2014. Die Fahrt startete in Tromsø und endete in Bremerhaven.
Nachdem   uns die Kreuzfahrt durchs Rote Meer mit der MS Berlin im vorigen Jahr so   gut gefallen hatte, haben wir dieses Jahr wiederum die Schiffsreise   „Nordland pur“ vom 15.7. bis 25.7.2014 gebucht. Wir hatten die Angebote   mit den Hurtigruten verglichen, die ja hauptsächlich diese Route fahren   und uns für die MS Berlin entschieden, weil sie nur 11 Häfen anläuft,   während die Hurtigruten an 34 Stationen halt macht und ihre Fracht   ablädt. Wir wollten einfach nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit in   irgendeinem Hafen einlaufen und uns das Gerumpel des Be- und Entladens   anhören. Stattdessen gefiel uns die Route der MS Berlin auch deshalb   besser, weil sie die wichtigsten Orte von Bergen bis zum Nordkap   einschloss   und dort entsprechenden Ausflüge anbot.
Die Anreise war ein wenig kompliziert, weil der   Starthafen Tromsø war, den man per Flug nur mit mehrmaligem Umsteigen   von Düsseldorf erreichen kann. Wir wählten dann schließlich den von FTI   Cruises angebotenen Zubringerflug mit Air Berlin und Transfer für 519   Euro, was wir ziemlich teuer fanden. Andere Gäste hatten   unterschiedliche Fluggesellschaften gewählt und waren über Stockholm und   Oslo geflogen. Das war zwar billiger, dauerte aber wesentlich länger und   brachte einige Unannehmlichkeiten mit sich, weil nämlich teilweise das   Gepäck nicht mitkam.
Schließlich braucht man in Norwegen norwegische Kronen, weil   die Norweger den Euro strikt ablehnen.

Dienstag,   15.7. 2014
Total entspannt bestellen   wir das Taxi morgens um 5:00 Uhr, weil wir kein Gepäck haben, denn das   haben wir beim Late Nite Check-In gestern Abend bei der Air Berlin   abgegeben. Der Flug AB 6436 geht von Düsseldorf nach Berlin-Tegel und   von dort nach Tromsø.   Es ist natürlich ein besonderes Erlebnis, an einem Tag nach Berlin zu   fliegen, an dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft als Weltmeister   in Berlin eintrifft. Das machen uns schon die lustig kostümierten Mädels   klar, die am Gate in schwarz-rot-goldener Verkleidung warten und mit uns   fliegen. Leider  sitzen wir dann in Berlin-Tegel am Ausgang A6,   drücken unsere Nasen an der Scheibe platt, aber bekommen nichts vom   triumphalen Empfang  mit, als unsere Helden am Gate E ziemlich   abgeschirmt landen.
Dennoch genießen wir unseren   Flug mit der Sondermaschine  von FTI-Cruises  und Air Berlin,   die um 9:25  Uhr startet und drei Stunden später in Tromsø   landet. Die Sonne scheint bei bewölktem Himmel und einer Temperatur von   15°C. Wir werden sofort vom Flugzeug zum Schiff gefahren - ohne Pass-   und Zollkontrolle. Das erscheint uns sehr merkwürdig, denn wir hatten   gehofft, am Flughafen ein paar Euros in norwegische Kronen eintauschen   zu können. Schließlich braucht man in Norwegen norwegische Kronen, weil   die Norweger den Euro strikt ablehnen.
   
Wir haben keine Chance eines   Widerspruchs, sondern werden in den Bus verladen und die Koffer   kommen auf Lastwagen, die ebenfalls zum Schiff fahren. Für die   Einschiffung stehen wir erst einmal geduldig in der langen Schlange   (der Rentner). Jeder wird fotografiert und bekommt eine individuelle   Bordkarte im Scheckkartenformat, die für alles auf dem Schiff als   Zahlungs- und Ausweismittel gilt. Unser Gepäck kommt kurz darauf   auch an und wir stellen es erst einmal in die Kabine 223 auf dem   Hauptdeck, die wir gebucht haben.

Die ist ganz in Ordnung. Mehr kann   man von 15 m² eigentlich nicht erwarten. Ein Schlüssel funktioniert   nicht und mit dem Schlüssel für die abschließbare Kommode muss man   sich erst einmal anfreunden. Aber wir haben zwei Fenster, zwei   durchaus akzeptable Betten und genügend Stauraum, um unsere Sachen   unterzubringen. Schließlich habe ich für das "Captain´s Dinner" auch   ein Sakko und eine Krawatte mitgebracht. Und wenn man davon ausgeht,   dass am Abschluss der Fahrt ein Gala-Abend stattfindet, könnte die   Krawatte zweimal zum Einsatz kommen. Daher bin ich ganz dankbar,   dass wir einen  zweiflügeligen Kleiderschrank mit vielen Bügeln   vorfinden, auf die ich meine Sachen hängen kann. Zwei Bademäntel und   zwei blaue Strandhandtücher entdecken wir auch zwischen den   Rettungswesten. Im Bad scheinen die Armaturen neu zu sein, denn es   blitzt der Chrom aus der Dusche. Die ist zwar klein, aber alles   funktioniert einwandfrei. Unsere Koffer passen nicht unter das Bett;   gerade mal 2cm fehlen an der Höhe. Wahrscheinlich hatte man in den   80er Jahren, als das Schiff vom Stapel lief, noch andere   Reisekoffer. Der 23" Flachbild-Fernseher ist jedenfalls neueren   Datums; er zeigt ZDF, Sat 1, Arte und andere Sender, aber nicht die   ARD. Inge ärgert das ein wenig, weil sie auch auf Reisen gern die   Tagesschau sehen möchte, um über alles informiert zu sein. Aber   vielleicht hängt es ja auch von den Satelliten ab, die nicht immer   hier oben zwischen den Fjorden den Empfang garantieren können.   Schließlich sind wir in Tromsø, das ist ein ganzes Stück nördlich   vom Polarkreis.
Darauf werden wir deutlich hingewiesen, denn auf dem Bett liegt das   Tagesprogramm von heute: Einschiffung; Alle an Bord: 19:30 Uhr,   Abfahrt 20:00. Wetter: sonnig bei 21°C, Sonnenaufgang: kein,   Sonnenuntergang: kein; Kleidungsempfehlung für den Abend: "leger".
Die Klimaanlage macht zu viel Krach und es ist   ziemlich kühl in unserer Kabine - von den sonnigen 21° C merken wir   gar nichts. Die Minibar ist mini bestückt: eine Dose Bier, eine   kleine Flasche Rotwein, eine Dose Sprite, eine Dose Cola, eine   Flasche Mineralwasser. Darauf liegt ein Zettel mit dem Hinweis, dass   wir diese Minibar auf Wunsch mit allen erdenklichen Spirituosen   bestücken können. Die Preise sind nicht zu hoch: Die Dose Bier   kostet 3,20 €, Cola und Sprite 2,30 €, die Halbliterflasche   Mineralwasser 1,70 €, die kleine Flasche Rot- oder Weißwein 4,40 €.   Ich marschiere also zur Rezeption und beklage die schlecht   funktionierende Klimaanlage und den Zimmerschlüssel. Man verspricht   uns eine Korrektur am nächsten Tag.
Um 15:00 Uhr ist Tischplatzreservierung für das   Abendessen. Darauf sind alle total scharf. Uns wird zum ersten Mal   klar, dass auf dem Schiff mit den max. 412 Passagieren viele Rentner   sind, die ihre Privilegien zu wahren wissen bzw. auch wissen, wie   man sie richtig wahrt: Sie stehen nämlich in der Scirocco Lounge   bereits lange vor dem Termin Schlange. Wir reihen uns also in die   Schlange ein und kommen mit einigen ins Gespräch. Dabei erfahren   wir, dass eine Gruppe "Jung und Alt" aus Düsseldorf mit 75 Gästen   vertreten ist, bei denen noch 12 Koffer fehlen. Es gibt auch eine   Gruppe Finnen an Bord, die mit einem finnischen Reiseleiter   unterwegs sind, der immer zwischendurch völlig unverständliche   Ansagen macht. Und erstaunlich viele Österreicher und Schweizer sind   dabei. Insgesamt alles sehr gesprächs- und kontaktfreudige Leute.   Man kann im Hauptrestaurant wahlweise das Abendessen um 18:00 Uhr   oder um 20:15 Uhr einnehmen. Im Verandah-Restaurant gibt es ein   Büffet täglich von 18:00 bis 20:30 Uhr. Wir haben Glück mit der   Tischreservierung, denn wir bekommen zwei Plätze an Tisch 1 um 18:00   Uhr. Das ist ein Sechsertisch. Gegenüber sitzt ein   französisch-schweizerisches Ehepaar, daneben zwei alleinstehende   Damen, von denen die eine Engländerin, die andere Deutsche ist.
Vor dem Abendessen ist allerdings um 17:15 Uhr die   obligatorische Seenotrettungsübung für alle zu absolvieren.

Als das Alarmsignal ertönt, werden die 358 Passagiere,
die sich aus einem Kind, einigen Familien   und einigen hundert Rentnern zusammensetzen, zu einer Rettungsübung   kommandiert. Es ist schon interessant zu beobachten, wie manche   Rentner die Rettungswesten überziehen wollen, aber auch, wie   liebevoll sie sich ans Händchen nehmen und Schritt für Schritt    hinter dem griechischen Sicherheitsoffizier zu den Rettungsbooten   schleichen.
Dort müssen sie aber loslassen, denn die Frauen müssen zuerst in die   Boote einsteigen und die Männer zurückbleiben. So werde auch ich   nach fast 45 Ehejahren von meiner Inge getrennt und sehe sie 15   Meter weiter unter den anderen Frauen stehen. Ich dachte schon,   jetzt würde das Boot zu Wasser gelassen und ich würde sie nicht mehr   wiedersehen. Glücklicherweise dauert die Trennung aber nur ein   Viertelstündchen, denn es ist schließlich nur eine Übung.

Um 20:00 Uhr laufen wir aus. Die MS   Berlin nimmt Kurs auf Alta. Das sind 120 Seemeilen oder 222 km. Es   ist noch hell draußen. Von 22:00 - 23:00 Uhr ist Happy Hour im   Yacht-Club. Dort gibt es alle Getränke zum halben Preis. Gar nicht   schlecht, wenn man für einen "Berlin Cruiser" als Cocktail des Tages   nur 2,08 € statt 4,15 € bezahlen muss. Der ist nämlich wirklich   lecker: Er besteht aus Gin, Amaretto, Orangensaft, Maracuja und   Grenadine). Auch um Mitternacht ist es noch hell. Auf den   umliegenden Bergen liegt Schnee. Wir hoffen auf gutes Wetter für   morgen, wenn wir zum Nordkap kommen.
Alta
Mittwoch, 16.7. 2014
Wir stehen kurz vor halb sieben auf, weil wir   nämlich für heute eine Panoramafahrt (für 35 €) gebucht haben, die   um 8:30 Uhr beginnen soll. Das Schiff legt gerade am Kai von Alta   an. Wir frühstücken um 7:00 Uhr im Verandah-Restaurant.

Das Büffet   ist sehr gut und der Koch an der Kochstation macht ordentliche   Omeletts. Man kann über nichts meckern.
Es sind 14° C, der Himmel ist bedeckt und wir sind froh, eine Jacke   übergezogen zu haben, als wir von unserem Führer am zugeteilten Bus   Nr. 2 begrüßt werden. Der ist von Beruf Klavierstimmer und wohnt als   Deutscher seit Jahren hier in der Finnmark. Er erklärt uns mit viel   Sachverstand die Umgebung und das Leben hier oben in der Finnmark.   Leben ist natürlich um diese Uhrzeit hier noch nicht zu erwarten. Es   ist erstaunlich grün überall und wir erfahren, dass Alta die   nördlichsten Kiefernwälder der Welt beherbergt, obwohl es am 70.   Breitengrad liegt. Das kommt durch den Golfstrom, der so milde   Winter beschert, dass der Hafen nicht zufriert. Aber zwei Monate im   Jahr ist es total dunkel, weil die Sonne nicht erscheint. So muss   sich alles in den 3 Sommermonaten abspielen in der Natur, die dann   zu explodieren scheint. Außerdem ist der Boden hier sehr fruchtbar,   sodass sogar Getreide angebaut werden kann.

Die MS Berlin am Kai von Alta
Der Fluss Alta ist reich an Lachsen und einer der besten Flüsse  der Welt für das Fliegenfischen, wobei aber die Angelerlaubnis ziemlich teuer  ist. Die Lachsangler sind mit ihren typischen schmalen Booten unterwegs und  campieren am Ufer, wo die Fische gleich gegrillt werden.

Lachsangler auf der Alta
So sieht man auch viele   Campmobile die Küste hinauf fahren. Mitnehmen darf man zollfrei nur   noch 15 kg Lachsfilet. Der Zoll hat nämlich gemerkt, dass viele   Campmobile mit dicken Kühlboxen voller Lachsfilets nach Hause   gefahren sind, den dort verkauft haben, um sich den Urlaub zu   finanzieren.
Unserem Klavierstimmer haben wir es zu verdanken, dass wir an diesem   frühen Morgen in die neuerbaute Nordlicht-Kirche hineindürfen, weil   er nämlich die Orgel dieser Kirche stimmt, die erst im Februar 2013   eingeweiht wurde. So kennt er den Kirchendiener, der uns   hineinlässt.

Die Kirche ist in   moderner Architektur erbaut und hat eine eigenwillige, schräge runde   Form. Sie ist ganz aus Beton gegossen und außen mit Titanplatten   belegt, die im Winter das Nordlicht spiegeln sollen. Aber bisher hat   es nur in wenigen Nächten geklappt, weil das Streulicht ziemlich   stark ist, erklärt uns unser Reiseleiter.
Wir sind fasziniert, wie toll die Kirche im Innern   aussieht: Eine goldene Christusfigur mit ausgebreiteten Armen   schmückt den Altar. Eine Hand ist offen, die andere zur Faust   geballt. Die offene Hand soll die Bereitschaft zur Aufnahme aller   darstellen, die geballte Faust die Stärke des Glaubens. Die Orgel   zwischen den goldenen Säulen muss in dem runden Raum einen   fantastischen Klang haben. Über dem Eingang befindet sich innerhalb   des runden Kircheninnenraums ein weiterer runder Turm mit einer   goldenen Leiter. Unser Reiseführer erklärt uns, dass es sich um eine   Jakobsleiter handelt. Sie soll ausdrücken, dass man aus dem Dunkel   der Erde jederzeit zum Licht des Himmels emporsteigen kann und dass   oben im Himmel immer einer da ist, der über uns wacht und uns mit   offenen Armen empfängt.

Neben dem Turm entdecken wir ein gemütlich   eingerichtetes Café und erfahren, dass man die gesamte Kirche plus   Café für 1000 Kronen (ca. 120 Euro) pro Tag  mieten kann. Sie   eignet sich hervorragend für Taufen, Hochzeiten und Feierlichkeiten   aller Art. Besonders viele Konzerte werden hier gegeben. Das ist   eine gute Idee.

Um halb elf sind wir wieder auf dem Schiff und   verschwinden schnell wieder aus der Kabine, weil die so kühl ist.   Statt dessen setzen wir uns in den Yacht Club und genießen einen   wirklich guten Cappuccino (2,40 €). Inzwischen läuft gerade im Hafen   "Mein Schiff" von TUI ein und entlädt an der gegenüber liegenden   Kaimauer 2500 Passagiere. Ein weiteres Mal sind wir froh, dass wir   die MS Berlin mit 358 Passagieren gewählt haben. Die nimmt um 12:00   Uhr Kurs auf Honningsvåg. Bis dorthin sind es 115 Seemeilen, das   entspricht 212 km. Das Wetter wird immer besser und wir können uns   tatsächlich  für 3 Stunden auf den Liegen in der Berlin Lounge   sonnen. Der Wind ist dort nicht so stark und wir genießen die   Erholung. Leider ist aber das Geräusch der Ventilatoren so stark,   dass es eine Erholung für die Ohren bedeutet, wenn man dort wieder   verschwindet.
Abends ist das Menü im   Hauptrestaurant etwas dürftig. Die Speisen, die auf der Menükarte   beschrieben sind, hören sich besser an als sie schmecken. Es wird   eine Menüfolge von 5 Gängen angeboten, wobei man sich aber aus dem   vegetarischen Vollwertmenü und den anderen Gängen alles sehr   großzügig auswählen kann. Die Tische sind stilvoll gedeckt und es   bedienen uns 3 Kellner; zwei kommen aus Indien und der dritte aus   der Türkei, er ist nur für die Getränke zuständig. Alle sind sehr   freundlich und hilfsbereit. Die Tischgespräche drehen sich um die   Erlebnisse bei den heutigen Ausflügen. Einige Gäste waren in einer   Siedlung samischer Rentierzüchter, andere im Museum. Alle waren aber   sehr zufrieden mit den Reiseleitern. Wir erfahren auch von den   Mängeln auf dem Schiff, so etwa, dass in der Kabine 226 gelbes   Wasser aus der Leitung kommt und man sich mit Mineralwasser die   Zähne putzen muss. Manche meckern auch über den Zustand des   Schiffes, das ja aus den 80er Jahren ist, aber im Frühjahr zur   Überholung in der Werft gewesen ist. Die Kritik ist berechtigt, wenn   man sich die verschmierten Fenster in den Kabinen und auf Deck   anschaut. Sie sind sehr unsauber gestrichen und der Rost wurde nicht   entfernt.
 
Seinen altmodischen Charme hat es   dadurch nicht verloren, aber der neue Anstrich scheint von   Kindergartenkindern gemacht worden zu sein, wenn man die   Fensterrahmen näher betrachtet. Zumindest von Seiten der   verantwortlichen Leute  müsste man wissen, dass   Heizkörperpinsel für Heizkörper gedacht sind und nicht für Fenster.

Wahrscheinlich ist aber auch die osteuropäische Besatzung mit   solchen  Malerarbeiten total überfordert, denn sie haben nicht   nur alles miserabel gepinselt, sondern das Schlauchboot auf dem Bug   ebenfalls vollgekleckst. Eigentlich schade, denn alles das setzt den   Wert des Schiffes bei seinen Besuchern doch ziemlich herab.
Vielleicht sollte der griechische Kapitän seiner Mannschaft mal eine   Fortbildung gönnen, bei der ein echter Malermeister den Jungens   einmal beibringt, wie man Anstreicharbeiten fachgerecht erledigt.
Ärgerlich ist, dass überall weiter gestrichen wird,   auch wenn die Gäste des Schiffes sich auf dem Deck sonnen. Sobald   man in irgendeinem Hafen liegt, wird irgendwo gestrichen. Das könnte   doch erledigt werden, wenn keine Passagiere auf dem Schiff sind.
Aber abends kommt ein   Techniker und stellt die Klimaanlage ein. Sie ist jetzt sogar viel   leiser und wir sind zufrieden. Unser neuer Schlüssel ist auch da;   positiv, dass die Reklamationen so abgearbeitet werden.
Nordkap
Gegen 22:15 Uhr erreichen   wir den Hafen von Honningsvåg und starten unseren Transfer zum   Nordkap.
Das Nordkap liegt im Übrigen nicht auf dem Festland, sondern auf der Insel Magerøya Der Name   bedeutet "magere Insel" und wurde von den Samen so benannt, die ihre   Rentiere im Sommer dorthin trieben.Eigentlich ist dieser Ausflug mit 85 € ziemlich teuer, denn   es sind ja nur 34 km bis zum Nordkap, aber die Fahrt mit dem   öffentlichen Bus kostet auch schon 60 €. Den hätten wir schon nicht   mehr bekommen, weil der letzte Bus am Tourismuscenter um 22:15   abfährt. Auch jetzt begegnen wir    unterwegs Rentieren, die in der hellen Nacht hier weiden.

Die Wolken verziehen sich   immer mehr und es klart auf. Das freut uns ganz besonders, denn so   sehen wir etwas von der Landschaft, die in der abendlichen Sonne   stimmungsvoll beleuchtet wird. Die Strecke zum Kap führt über enge   Serpentinen auf einer schmalen Straße hinauf in die Berge, auf denen   teilweise noch Schnee liegt.
Nach einer halben Stunde machen wir eine Pause an   einem Souvenirshop , das von der Ehefrau eines alten Samen geführt   wird, der draußen in typischer Tracht neben einem Rentier für die   Fotos der Kreuzfahrer posiert. In der Souvenirhütte kann man die   Werkzeuge kaufen, die aus Rentiergeweihen hergestellt werden und zum   Leben der Samen gehören. Es sind viele schöne Artikel angeboten und   die Beiden machen sicher ein gutes Geschäft mit den sieben Bussen,   die nacheinander hier ankommen und einen Stopp einlegen.
Dennoch haben wir großes Glück, denn in der heutigen Nacht haben nur   zwei kleine Schiffe im Hafen von Honningsvåg angelegt, sodass das   Nordkap nicht überlaufen ist.

 
 
In der Hütte werden Rentierfelle und alles, was man aus Rentieren   herstellen kann, angeboten. Vort der Hütte stellt sich ein Same mit seinem Rentier und Zelt als   Fotomotiv an die Straße.
10 Minuten später halten wir vor der Nordkaphalle und   müssen uns festhalten, damit wir nicht weggeweht werden - so stark   bläst der Wind hier. Die Mitternachtssonne scheint hell und blendet   uns richtig, als wir Fotos von der Weltkugel machen wollen. Mit dem   starken Gegenlicht und dem heftigen Wind ist das nicht so einfach.

Es ist schon ein bewegender Moment, hier an der   nördlichsten Spitze von Europa zu stehen und wirklich um Mitternacht   in die Sonne zu blicken.
 
Natürlich machen wir viele Fotos und posieren dafür, obwohl ein eisiger Wind weht.
Anschließend gehen wir in die Nordlandhalle, kaufen   im Postamt, das hier nachts auch geöffnet ist, Postkarten und   schreiben Ansichtskarten. Glücklicherweise kann man die Karten   (Stück 12 Kronen = 1,45 €) und die Briefmarken (17 Kronen = 2 €) mit   der Kreditkarte bezahlen, denn wir haben keine einzige norwegische   Krone.  Alle Karten bekommen einen Sonderstempel vom Nordkap,   den die Postbeamtin kunstvoll neben die Sondermarke setzt.
Um 0:30 Uhr fahren wir mit dem Bus zum Schiff zurück   und verzichten auf die Gulaschsuppe unter dem Nordkaphimmel, die auf   dem Verandah Pool Deck mit beschwingter Tanzmusik angeboten wird.   Das war ein langer, ereignisreicher Tag. Gegen 02:00 Uhr legt die MS   Berlin ab und nimmt Kurs auf Hammerfest.

Donnerstag, 17.7.2014
Die Sonne scheint, als wir kurz nach halb acht   aufstehen. Hell war es die ganze Nacht - immer, wenn man aufwachte,   schien die Sonne in die Kabine. Beim Frühstück im Hauptrestaurant   ist das Schiff erst bei der Gasförderanlage und noch ein Stück vom   Hafen in Hammerfest entfernt. Kurz nach 9:00 Uhr legt es am   Hurtigruten-Kai an und wir machen einen Spaziergang durch das   Städtchen mit 8000 Einwohnern, von denen jetzt am frühen Morgen noch   nicht viel zu sehen ist. Die Geschäfte sind geschlossen und die   Banken auch. Dabei hatten wir uns vorgestellt, hier einige Euros in   Kronen umwechseln zu können, weil auf dem Schiff keiner wechselt und   in den Städten keiner Euros annimmt.Aber immerhin ist die Touristik-Info geöffnet und wir finden hier hervorragende Detailkarten in dem   kostenlosen Reiseführer Nordnorwegen, der in verschiedenen Sprachen ausliegt. Wir suchen ein   Internetcafé und fragen im Touristeninfo nach, das uns auf den   Eisbärenclub und die Bibliothek verweist. Die Bibliothek ist   geschlossen und der Eisbärenclub hat zwar einen Computer mit   Internetanschluss, aber kein WLAN, sodass wir unsere vorbereiteten   Mails nicht vom Netbook absetzen können.
Im Zentrum ist die Kirche mit den dreieckigen Formen sehr   interessant, die ein Architekt aus Oslo entworfen hat. Im Innern der   Kirche findet man viele dreieckige Formen in den bunten Glasfenstern   wieder. Der Prospekt, der in der Kirche auch in deutscher Sprache   ausliegt, erklärt, dass sich der Architekt durch die Trockengestelle   für die Fische inspirieren ließ, die man überall entlang der   norwegischen Küste findet. Außerdem ist das Dreieck ein Symbol für   die heilige Dreifaltigkeit.

Die Dreifaltigkeitskirche Hammerfest


Das Innere der Kirche ist ebenfalls mit spitzen Dreiecken gestaltet.
Im Museum wird die Geschichte von   Hammerfest dargestellt, das früher eine große Bedeutung als   Anlaufhafen für Wal- und Robbenfänger hatte. Im Zweiten Weltkrieg   wurde die Stadt von der deutschen Kriegsmarine als Versorgungshafen   benutzt und am Ende des Krieges von der deutschen Wehrmacht   zerstört. Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau  - auch mit   deutscher Beteiligung.
Wir schauen uns den Eisbärenclub etwas näher an.   Der hat zwar eine ganz nette Ausstellung zu Eisbären und viele   Souvenirs, aber Club-Mitglied wollen wir nicht werden.
Um 10:00 müssen wir alle wieder auf dem Schiff sein. Wir hätten uns   allerdings nicht so abzuhetzen brauchen, denn das Schiff läuft erst   kurz vor 11:00 aus. Wir sind nämlich in der Tat ziemlich nass   geschwitzt, weil es in der Sonne mindestens 25°C sind und wir uns zu   warm angezogen haben. Schließlich hatte das Tagesprogramm eine   Temperatur von 15°C  bei leicht bewölktem Himmel vorausgesagt.   In Wirklichkeit waren es 19° im Schatten und 25° in der Sonne.
An Bord erfahren wir dann den Grund für das zügige Verschwinden aus   Hammerfest: Die MS Berlin muss Platz machen für das   Hurtigrutenschiff, dass den eigenen Kai für das Andocken   beansprucht.

Und 5 Minuten nach unserer Abfahrt legt die   "Trollfjord" der Hurtigruten-Flotte mit elegantem Schwung am Kai an   und ist in weniger als 5 Minuten festgemacht, was bei unserem Schiff   heute morgen 20 Minuten gedauert hat. Da sieht man den Unterschied   zwischen einem Kapitän, der seine Anlegestellen kennt und einem   Kreuzfahrtschiff.
Wir nehmen Kurs auf die Lofoten. Bis   zu unserem nächsten Hafen in Solvaer liegen 270 Seemeilen vor uns,   das sind ungefähr 500 km. Es ist schön, bei einem so tollen Wetter   durch die Fjorde zu fahren. Die Sonne scheint und man kann sich die   Landschaft vom Sonnendeck oder von einer Liege in der Berlin-Lounge   anschauen. Zwischendurch kommt die Ansage, dass der norwegische   Seenotrettungsdienst gern eine Rettungsübung mit dem Hubschrauber   machen möchte und sich dafür das Achterdeck hinter dem   Verandah-Restaurant ausgesucht hätte. Dort findet anschließend die   Abseilübung mit Rettung eines Verletzten statt.
Um 17:15 Uhr findet der   Kapitänsempfang  mit Fotos und einem Welcome Drink in der   Scirocco Lounge statt. Im Tagesprogramm stand die   Kleidungsempfehlung "Festlich", also haben sich die Damen fein   gemacht und ich habe mir ein Jakett mit Hemd und Krawatte angezogen.   Die Fotografiererei fällt uns allerdings ziemlich auf die Nerven.   Alle müssen sich vor einem Poster drapieren, werden geblitzt und   müssen sich anschließend in die Schlange einreihen, um dem Kapitän   die Hand zu schütteln und mit ihm fotografiert zu werden. Das dauert   alles ziemlich lange und ist umständlich. Kapitän Ilias Venetantis   stellt in englischer Sprache seine Offiziere vor und erklärt, wofür   jeder verantwortlich ist. Der Kapitän und die 180-köpfige Mannschaft   aus 16 Nationen wechseln wohl schnell, denn von der Truppe im Januar   2013 ist kaum noch jemand übrig.
Das anschließende Welcome-Menü im Hauptrestaurant ist wieder   enttäuschend, weil das Dressing bei den Salaten sehr mager ist und   das Fleisch bzw. der Fisch zu sehr durchgebraten ist. Fleisch und   Fisch könnten wesentlich saftiger und besser gewürzt sein. Meine   Frau erklärt mir, das sei Geschmackssache und ich solle nicht so   streng sein in der Bewertung des indischen Küchenchefs, der auch   zusammen mit dem Maitre d´Hotel an unseren Tisch
kommt, um zu fragen, wie alles   geschmeckt hat. Schließlich könne ja jeder nachwürzen - Salz und   Pfeffer ständen auf dem Tisch. Ich beuge mich also diesen schlagkräftigen Argumenten und verweise   aber auf das Verandah-Restaurant, wo an zwei verschiedenen    Kochstationen zwei Köche stünden, die die Fleischstücke oder den   Fisch nach Anweisung zart und auf den Punkt grillen würden. Dort   ständen auch schmackhafte Salate bereit mit verschiedenen Dressings.   "Dann geh´ doch dorthin", bekomme ich zur Antwort. "Dort musst du   dich aber selbst bedienen, in der Schlange stehen und an ungedeckten   Tischen essen. Hier wirst du gut bedient, brauchst nicht aufzustehen   und isst an stilvoll gedeckten Tischen, an denen du dich gepflegt   mit den anderen Passagieren unterhalten kannst."
Das ist in der Tat der Unterschied - und den muss man in Kauf   nehmen. Man kann eben auf dem Schiff nicht alles haben - obwohl ich   das gern hätte.
Den Abend genießen die meisten Passagiere mit romantischen   Klaviermelodien im Yacht Club oder Tanzmusik in der Scirocco Lounge,   wo es ab 23:00 Uhr wieder eine Happy Hour mit halben Preisen gibt.   Cocktail des Tages ist "summer breeze", eine Mischung aus dunklem   Rum, Pfirsich, Blue Curaçao und Ananassaft. Erstaunlich ist, wie   viele Passagiere noch am Abend bzw. in der Nacht Hunger haben und   das Mitternachtsbüffet im Verandah-Restaurant wahrnehmen, das   täglich von 22:30 - 23:30 Uhr angeboten wird. Ich muss allerdings   gestehen, dass ich mir oft um diese Zeit dort noch ein Bier vom Fass   habe zapfen lassen, das doch wesentlich besser schmeckt als das Bier   aus der Dose in der Minibar.
Mit Erschütterung erfahren wir an diesem Abend von   dem Abschuss einer Zivilmaschine der Malaysia Airlines über der   Ukraine und dem Beginn der israelischen Bodenoffensive auf Gaza. Die   heile Welt auf dem Kreuzfahrtschiff ist eben nur eine kleine heile   Welt.

Lofoten
Freitag, 18.7. 2014
Jedenfalls ist schon morgens um 7:00 Uhr   fantastisches Wetter hier in der Hauptstadt der Lofoten. Die   Lufttemperatur beträgt 17°C, aber in der Sonne ist es angenehm warm.
Erstaunlicherweise bleiben wir in Svolvaer mit dem Schiff nicht wie   angekündigt auf Reede, sondern das Rettungsboot des Hafens schiebt   uns mit Vollgas, aber dennoch ganz vorsichtig an die Kaimauer. Das   ist ganz witzig anzuschauen, wie solch ein kleines Rettungsboot mit   der Spitze das Kreuzfahrtschiff auf seiner Breitseite an die   Kaimauer drückt. So brauchen die Passagiere nicht mit Tenderbooten   an Land gebracht zu werden, sondern können direkt am Kai aussteigen.   Die Vereinbarung ist dem Kapitän zu verdanken. Anscheinend hat er   doch seine Qualitäten, die ich ihm innerlich wegen seines   Landemanövers in Hammerfest abgesprochen hatte. Vielleicht ist es   aber auch eine Gegenleistung für die Seenotrettungsübung gestern mit   dem Hubschrauber. Jedenfalls sparen wir viel Zeit dadurch, weil   keine Tenderboote erforderlich sind.
So starten wir unseren heutigen Ausflug in den   Trollfjord (85 €) ganz unten vom Deck B aus, indem wir auf das   kleine Ausflugsboot umsteigen, das uns zum Trollfjord bringen soll.   Berühmt geworden ist der Trollfjord durch die Trollfjordschlacht   1880, in der sich die Fischer  auf Ruder- und Segelbooten den   Fischern auf Dampfschiffen gegenüberstanden. Unsere Fahrt geht   zunächst an der malerischen Kulisse von Svolvaer vorbei und dann   brauchen wir noch mehr als eine Stunde bis zur engsten Stelle - nur   100m breiten Durchfahrt - des Trollfjords. Ab hier wird es erst   interessant, weil die Felsen steil sind und links und rechts näher   heran kommen. Einen  Fischadler und viele Möwen können wir bei   ihrer Jagd nach Fischen beobachten.

Der Fjord muss sehr fischreich   sein, denn vielen Anglern begegnen wir, die auf kleinen Booten ihr   Glück versuchen.

Das Ende des Fjords sieht sehr malerisch aus: Ein Wasserfall rieselt   den grünen Hang herunter und die rotbraun glitzernden Granitfelsen   steigen schroff an. Wir haben unwahrscheinliches Glück mit dem   Wetter, denn die Sonne scheint und nur wenige Wolken ziehen über den   blauen Himmel. Ein kräftiger Wind weht, wir können uns auf dem Boot   in den Windschatten setzen und den Blick auf die wundervolle   Landschaft genießen.
Gegen 13:30 Uhr sind wir wieder auf der MS Berlin,   haben aber den nächsten Ausflug nach Svolvaer schon für 14:45 Uhr   gebucht, weil wir ja auch von dem Ort und seiner Umgebung etwas   möchten. Immerhin ist Svolvaer mit 4000 Einwohnern der größte Ort   auf den Lofoten und ein bedeutender Knotenpunkt in der Provinz   Nordland. Wahrzeichen der Stadt ist der Berg Svolvaer mit zwei   Felsspitzen, die nur etwas eineinhalb Meter auseinander stehen,   sodass viele Kletterer den Sprung von einer Spitze zur anderen als   adrenalintreibende Mutprobe betrachten. Von den Einheimischen wird   der Berg die "Svolvaer-Ziege" genannt.

Am Nachmittag schauen wir uns die alten Fischerhäuser   mit den Trockengestellen an und erfahren, dass Dorsch und Kabeljau   die gleiche Sorte sind. In einige der ärmlichen Fischerhütten kann   man auch hineinschauen.

Unsere nette Reiseleiterin erklärt uns die   Trockengestelle auf der Insel Svinøya. Hier lebten die Fischer   während der Wintersaison in einfachen Fischerhütten auf Pfählen und   trockneten die gefangenen Dorsche auf riesigen spitzförmigen   Gestellen, um sie dann später als Stockfisch weltweit zu   exportieren.

Am Nachmittag schauen wir uns die alten Fischerhäuser   mit den Trockengestellen an und erfahren, dass Dorsch und Kabeljau   die gleiche Sorte sind. In einige der ärmlichen Fischerhütten kann   man auch hineinschauen. Unsere nette Reiseleiterin erklärt uns die   Trockengestelle auf der Insel Svinøya. Hier lebten die Fischer   während der Wintersaison in einfachen Fischerhütten auf Pfählen und   trockneten die gefangenen Dorsche auf riesigen spitzförmigen   Gestellen, um sie dann später als Stockfisch weltweit zu   exportieren.
Der   Name "Hauptstadt der Lofoten" ist für Svolvaer natürlich ein wenig   übertrieben, wenn man von den 4000 Einwohnern spricht, die dieser   Ort hat. Entstanden ist er nämlich durch die Kabeljau-Fischerei, von   denen in diesem Frühjahr wieder 75 000 Tonnen hier verarbeitet   wurden. Die Schwärme kommen in jedem Jahr im Januar von der   Beringsee hier die Küste herunter und werden hier gefangen und   verarbeitet. Früher hat man sie ausgenommen und auf Trockengestelle   gehängt und danach als Stockfisch weltweit verkauft. Das wird heute   auch noch so gemacht. Wir bekommen auch einen Einblick in die   Auftau- und Zubereitungstechnik für Stockfischgerichte sowie deren   norwegische Essgewohnheiten.
Die haushohen Gestelle stehen rundum die Stadt und sind jetzt aber   leer. Während der Sommermonate werden stattdessen Lachse mit der   Angel gefangen. Wie überall in den nordischen Ländern werden die   Wildlachse in Aufzuchtstationen als Millionen von kleinen Lachsen in   die Freiheit entlassen und kehren nach einigen Jahren als fette   Beute der Fischer wieder zurück. In den Fjorden befinden sich   deshalb große Becken, in denen die kleinen Lachse gefüttert werden.

Anschließend fahren wir nach Storvågan, wo das ursprüngliche Vågar,   die erste Stadt in Nordnorwegen, lag. In dem dortigen Lofotenmuseum   sind die alten Fischerhütten und historische Gebäude aus dem 19.   Jahrhundert aufgebaut.

Der Spaziergang durch das Freilichtmuseum in   authentischer Umgebung ist sehr interessant, zumal   Original-Fischerboote aus der damaligen Zeit in den Hütten stehen,   dazu alte Geräte, Motoren und Werkzeuge der Fischer.
Man   fühlt sich regelrecht 200 Jahre zurückversetzt:  Storvågan war damals eines der größten Fischerdörfer auf den Lofoten.   Wenn von Januar bis März die Kabeljaue von der Barentsee zum Laichen   an die norwegische Küste kamen, kamen auch Hunderte von auswärtigen   Fischern auf die Lofoten, um am Fischfang teilzunehmen. Da alle ein   Dach über dem Kopf brauchten, vermietete der Besitzer des   Fischerdorfes die Hütten, Trockengestelle und Werkzeuge an sie;   dafür mussten sie den Fang dem Vermieter verkaufen.

Der besaß einen   großen Frachtsegler, der anschließend  den Stockfisch nach   Bergen brachte und von dort mit verschiedensten Waren "aus der   Stadt" zurückkehrte. Im Fischerdorf herrschte geschäftiges Treiben:   Es gab einen Gemischtwarenladen, eine Bäckerei, eine   Spirituosenverkaufsstelle, eine Schmiede und verschiedene   Werkstätten. Auf der Rückfahrt fahren wir noch   an der Lofotenkathedrale in Kabelvåg vorbei.

Sie ist eine der   größten Holzkirchen Norwegens, das größte Holzgebäude nördlich von   Trondheim und fasst 2000 Besucher.
Kurz vor 17:00 Uhr versuchen wir noch irgendwo ein   Internetcafé aufzutreiben, aber es ist nichts zu machen, obwohl am   Hafen einige Cafés mit Gästen besetzt sind, die das Leben am   Wochenende in der Sommersonne genießen. Die Geschäfte haben schon um   15:00 Uhr geschlossen und in den Straßen herrscht tote Hose. Schade.
Umso intensiver werden die Tischgespräche am Abend im Restaurant.   Unsere Tischnachbarn aus der Schweiz, aus dem Elsass und aus England   werden immer gesprächiger (besonders die Damen) und man erfährt alle   ihre Lebensgewohnheiten. Von der Chlorbleiche, Tattoes und   Unterwäsche bis zu den Schamhaaren wird alles diskutiert. Inge und   ich stoßen uns unter dem Tisch häufig an und können das Lachen kaum   verkneifen.
Um 20:00 Uhr verlässt die MS Berlin ihren Ankerplatz und nimmt Kurs   auf Svartisen; es liegt eine Strecke von 123 Seemeilen vor uns, das   sind 227 km. In der Scirocco Lounge präsentiert das MS Berlin   Ensemble traditionelle Tänze und Gesänge aus Griechenland. Der   Fernsehempfang ist diesmal brauchbar und im ZDF sind die Berichte   vom Abschuss des malaysischen Flugzeugs über der Ukraine zu sehen.

Samstag, 19.7.2014
Am nächsten Morgen schauen wir um 7:00 Uhr aus dem   Fenster und sind überwältigt von der Kulisse:

Wir liegen in einem kleinen Ford vor dem Swartisen   Gletscher, das Wasser ist völlig ruhig und der Gletscherarm im   Hintergrund liegt noch im Schatten. Zwischen den grünen Berghängen   und den Spiegelungen im Wasser ist die Gletscherzunge zu sehen. Das   Wetter ist toll: Klarer Himmel und 18° C Lufttemperatur. In der   Sonne sind es schon 23°C.

Die MS Berlin in Svartisen
Zwei Rettungsboote werden zu Wasser gelassen, mit   denen wir auf die andere Seite des Fjords fahren. Wir sind erstaunt,   wie viele Leute in so ein kleines Rettungsboot passen. Offiziell   werden sie als "Tenderboote" bezeichnet. Zwei fahren immer hin und   her und halten einen Shuttleverkehr zwischen der MS Berlin und der   Anlegestelle auf der anderen Seite des Fjords aufrecht.
Von dort führt ein   Wanderweg zum Gletschersee. Den spazieren wir entlang zum Gletscher.   Die Landschaft ist wunderschön und genau so, wie wir uns Norwegen   vorgestellt haben. Wir machen viele Fotos und genießen den Vormittag   in der sonnig grünen Umgebung mit herrlich sauberer Luft.

Der Svartisen ist mit einer Fläche von 375 km² der   zweitgrößte Gletscher Norwegens. Er liegt auf einer Höhe von 1500 m   und reicht mit seinen mehr als 30 Armen bis an die Meereshöhe herab. Er ist damit der Gletscher, der in Europa am dichtesten an die   Meeresoberfläche herankommt.
Der Name leitet sich vom altnorwegischen Wort "svartis" ab, was so   viel wie "Schwarzeis" heißt. Das kommt daher, dass die tiefblaue   Farbe des Gletschereises im Vergleich zu dem weißen Schnee sehr   dunkel ist. Der Engenbreenarm, zu dem wir wandern, nachdem wir am   Bootsanleger ausgestiegen sind, liegt wunderschön hinter dem   Gletschersee. Nach einem Kilometer auf einem Schotterweg kommt man   zum Brestua-Restaurant, wo man eine fantastische Aussicht auf die   Gletscherzunge hat, die von hier aus wirklich wie eine Zunge   aussieht. Bis hierhin kann man auch von der Anlegestelle aus für 5   Euro mit einem Bus fahren. Eine Fahrradausleihe gibt es im Übrigen   auch.
Es ist ein traumhaft schöner Spaziergang durch diese wunderbar grüne   und blühende Landschaft, in der sich Schafe und Kühe wohlfühlen, die   ab und zu über den Wanderweg laufen, der nach der Schotterpiste ganz   eng wird. Zum Schluss muss man sogar
klettern. Bis ganz zur Gletscherzunge wandern wir   nicht, weil die Zeit dazu nicht reicht, denn wir müssen spätestens   um 11:30 Uhr wieder an Bord sein. Um 12:00 nimmt das Schiff nämlich   Kurs auf Trondheim, das 282 Seemeilen entfernt liegt. Damit sind   noch 522 km zu bewältigen. Uns stört das nicht, denn bei diesem   tollen Wetter genießen wir auf der Weiterfahrt die warmen   Sonnenstrahlen und den tiefblauen Himmel über uns auf einer Liege in   der Berlin Lounge auf dem Sonnendeck. Das ist sehr entspannend und   wir freuen uns direkt, dass heute kein Ausflug mehr stattfindet.   Derweil spielen viele Passagiere Bingo im Yacht-Club auf dem   Promenadendeck oder lauschen den Klängen des Show-Ensembles in der   Scirocco Lounge.
Trondheim
Sonntag, 20.7.2014
Während unser   Schiff noch durch den langen Trondheim-Fjord fährt, sitzen wir   bereits um 7:30 Uhr beim Frühstück im Verandah-Restaurant. Es ist   wunderschönes Wetter hier oben und die Raucher vor dem Restaurant   auf dem offenen Deck frieren gar nicht. Wir haben die Stadtrundfahrt   mit dem Besuch des Trøndelag Volksmuseums gebucht (75 € ). Um 9:15   Uhr stehen die Busse am Kai und wir werden von einer jungen deutschen Studentin begrüßt, die als 15jährige nach Norwegen kam und gut   Norwegisch spricht. Während der Fahrt erzählt sie sehr nett und   fachkundig etwas über das Leben in Norwegen und was sie bisher   beeindruckt hat. Besonders interessiert uns natürlich das   Schulsystem. Für jede Geburt bekommt die norwegische Mutter ca. 4500   Euro als Starthilfe, dann muss sie sofort das Kind für die Kita   anmelden, sonst gibt es später keinen Platz mehr. Alles muss für den   Schulanfang nach den Sommerferien geplant werden. Schulgeld gibt es   übrigens auch: Ab der 11. Klasse 1500 Euro monatlich für alle   Bedürftigen, damit die sich nicht zurückgesetzt fühlen. Unsere   Reiseleiterin erzählt uns aus eigener Erfahrung, wie sie vor 5   Jahren durch die Auswanderung der Eltern hier in die 9. Klasse   gekommen ist und kein einziges Wort Norwegisch konnte. In ihrer   Klasse waren 11 Schüler - und das war die größte Klasse der Schule!   - . Ein Kind mit Down-Syndrom hatte einen eigenen Lehrer und sie   bekam als Ausländerin zur Sprachförderung auch einen dazu, sodass   die Klasse mit 3 Lehrern unterrichtet wurde. Die jährliche   Klassenfahrt wird hier jeweils komplett finanziert und Eltern   brauchen nicht zu bezahlen.
Wir werden als ehemalige Lehrer richtig neidisch ob solcher   Schlaraffenlandverhältnisse und begreifen, dass sämtliche   PISA-Ergebnisse und Vergleiche mit deutschen Schulklassen dummes   Zeug sind.
Natürlich staunen wir auch über die Verdienstmöglichkeiten hier: Der   Mindestlohn für Frauen beträgt 32800 Kronen, also etwa 4000 Euro,   für Männer 38600 Kronen. Allerdings sind die Preise im Verhältnis zu   unseren in Deutschland auch nicht ohne: Eine Flasche Bier kostet im   Supermarkt 3,50 €, eine Flasche Aquavit 50 €. Als wir uns die Preise   in den Restaurants ansehen, werden wir schnell kuriert: Ein Glas   Bier kostet 8 Euro, ein Mittagessen rund 60 Euro, eine Bratwurst an   der Pommesbude 16 Euro. So ist alles im Leben halt relativ. Wer aber   Ingenieur, Krankenschwester, Altenpfleger oder Arzt ist, sollte   schnell umsiedeln, denn Norwegen ist in der Tat eines der reichsten   Länder der Erde. Arbeitslose gibt es nicht und die 5 Millionen   Einwohner haben Energie in Hülle und Fülle. Die Kilowattstunde   kostet 9 Eurocents, wer ein Elektroauto fährt, braucht keine   Kraftfahrzeugsteuer bezahlen, parkt überall kostenlos und kann   kostenlos in den Städten tanken.

Trondheim ist ein Treffpunkt - eine Stätte der   Begegnung zwischen Alt und Neu, zwischen Königsmacht und Kirche,   zwischen Kriegern und Kaufleuten, zwischen Tradition und High Tech.   Mehr als tausend Jahre ist es her, seit der Wikingerkönig Olav   Tryggvason die Stadt 977 an dieser Stelle gründete. Alle   norwegischen Könige wurden hier gekrönt und wir besichtigen   natürlich die Nidaros-Kathedrale. Nidaros ist der alte Name von   Trondheim und wir lauschen mit großer Spannung dem vergnüglichen   Vortrag eines braunkuttigen Kirchendieners, der uns die wundersamen   Geschichten von der Heiligsprechung von Olav und dessen Sarkophag   erzählt, der im Laufe der Geschichte und Sagen immer größer wurde.   Nach den derzeitigen Gebeinen müsste er 4,20 m groß gewesen sein.   Aber er ist schließlich der bedeutendste Schutzheilige von Norwegen   und man darf daran nicht zweifeln. Wir sind jedenfalls beeindruckt,   als eine Familie zur Taufe an diesem Sonntagmorgen   erscheint und uns den Eindruck vermittelt, als seien wir im 19.   Jahrhundert oder zumindest in den 50er Jahren. Die Kinder stehen   brav und stramm vor dem Kirchenportal und lassen sich für das   Familienalbum von einem Fotografen porträtieren. Sehen die nicht aus   wie richtige Norweger? In der Kathedrale begegnen wir ihnen eine   Viertelstunde später und staunen über die historischen Trachten, in   denen die Familienmitglieder erscheinen.
 
Irgendwie haben wir den Eindruck, dass Norwegen tatsächlich in der   Mode der 50er Jahre stehen geblieben zu sein scheint. Das zeigen   sogar die Schaufenster der Möbelgeschäfte mit Nierentischen und   Plüschsofas. Wir können es gar nicht glauben. Es ist halt eine   andere Welt: Es gibt viele Geschäfte mit Wolle, Strickmoden und   Trachten. Wahrscheinlich haben alle Mütter und Großmütter in den   dunklen Wintermonaten viel Zeit zum Häkeln und Stricken. Dabei   müssen sie doch dafür sorgen, dass die Kinder passend gezeugt und   zur Geburt und zur Kita angemeldet werden.
Wir sind jedenfalls fasziniert. Auch davon, dass hier viele Firmen   und Behörden im Sommer 14 Tage Betriebsferien machen. Auch die   Krankenhäuser. Ernstlich krank werden darf man also nicht um diese   Zeit. Alles ist eine Frage der richtigen Planung.
Trondheim ist eine schöne Stadt. Sie war im   Mittelalter die Hauptstadt  und das geistliche Zentrum   Norwegens. Heute ist sie mit 144 000 Einwohnern die drittgrößte   Stadt, aber noch heute erhalten hier die neuen Könige ihren Segen.   Sie erinnert mit ihren bunten Holzhäusern und Holzbrücken an   Kopenhagen, ist allerdings deutlich einfacher, weil die Häuser immer   noch aus Holz gebaut sind und ihren ursprünglichen Charakter   behalten haben.
Hier ein Blick
von der Bybrua, einer alten Holzbrücke über den   Nidelv auf die alten Lagerhäuser aus dem 18. und 19. Jhdt., die auf   Pfählen stehen und zum größten Teil restauriert wurden. Bereits vor   1000 Jahren ließ Olav Trygvasson hier die ersten Speicherhäuser   bauen. Heute sind dort viele Fischrestaurants, Geschäfte, Bars und   Souvenirshops untergebracht.

Nach der Stadtrundfahrt besuchen wir das   Freilichtmuseum Sverresborg, wo wir viel Verständnis für die   Geschichte und die Lebensweise der Norweger gewinnen. Im Zentrum der   Stadt ist nichts los. Alle Geschäfte sind geschlossen und nur wenige   Gäste sitzen in den Cafés oder Schnellrestaurants, obwohl   tolles Wetter zum Flanieren ist. Deshalb sind wir froh, dass wir in   der Tourist-Info ein freies Wifi finden. So können wir endlich   unseren ersten Bericht von der Kreuzfahrt losschicken und senden zur   Sicherheit gleich die nächste Post hinterher. Wer weiß, wann wir   wieder einen freien Internetzugang entdecken. Es erstaunt uns   nämlich sehr, dass es hier so wenige Cafés mit WLAN gibt.
Gegen 18:00 Uhr verlässt die MS Berlin den Hafen von   Trondheim und nimmt Kurs auf Åndalsnes, das in einer Entfernung von   157 Seemeilen ( = 290 km) vor uns lieg und als nächstes angesteuert   wird.
Abends beim Abendessen im Hauptrestaurant (nicht   besonders herausragend) lachen wir wieder viel mit unseren   Tischnachbarn. Der Koch kommt zusammen mit dem Maitre d´Hotel an   unseren Tisch und fragt nach unseren Wünschen und unserer   Zufriedenheit bezüglich des Essens. Wir sind unterschiedlicher   Ansicht über die Qualität des heutigen internationalen Menüs und des   gestrigen Skandinavischen Abendessens. Vieles ist meiner Meinung   nach zu sehr durchgebraten und könnte saftiger und besser gewürzt   sein. Das müsste doch ein Chefkoch aus Indien wissen. Unseren   Tischnachbarn wiederum gefällt das durchgebratene Fleisch und auch   der Fisch. Die Geschmäcker sind halt verschieden. Ich finde   jedenfalls das Essen in dem Verandah-Restaurant besser, weil dort   oben alles frisch gebraten oder gegrillt wird und und man Wünsche   äußern kann, wie es sein soll. Außerdem ist die Auswahl an Speisen   und Beilagen größer. Dafür muss man sich eben anstellen und selbst   bedienen, während man im Hauptrestaurant an stilvoll gedeckten   Tischen sitzen und sich bedienen lassen kann. Unsere drei Kellner,   die sich um unseren Tisch bemühten, machen das jedenfalls sehr gut.
Wir buchen unsere beiden letzten Ausflüge am   Geiranger Fjord und in Bergen. Die Tickets für den Ausflug morgen   suchen wir vergebens, denn wegen eines defekten Druckers wurden gar   keine ausgegeben. Gebucht haben wir den Besuch der Stabkirche in   Rødven und eine Fahrt zur Trollwand ( 79 € ).
Åndalsnes
Montag, 21.7. 2014
Wegen unseres Ausflugs, der um 8:00 Uhr starten   soll, sitzen wir schon früh um kurz vor 7  beim Frühstück. Es   ist wieder blauer Himmel und die Sonne lacht. Bereits jetzt sind es   19° C und im Laufe des Tages werden 24° C erwartet.
Unser Schiff liegt im Morgennebel im Hafen von Åndalsnes.
 
Unsere Fahrt geht am sehr flachen Isfjorden    entlang, der deswegen auch im Winter zufriert. Wir sitzen im restlos besetzten Bus Nr.1 mit einer deutschen Reiseleiterin, die die gesamte Fahrt über ununterbrochen erzählt. Dabei erfahren wir viel über Norwegen, das Leben der Norweger, ihre Arbeit und was sie verdienen, aber es ist anstrengend ihr immer zuzuhören. Åndalsnes ist ein kleiner Ort mit 2300 Einwohnern. Offiziell hat der Ort aber 3000 Einwohner, weil diese Zahl zum Betrieb eines Liquor Shops berechtigt. Und schließlich will doch jeder Ort einen Schnapsladen haben...
Unser erstes Ziel ist die Stabskirche in Rødven. Dazu fahren wir um   den Isfjord herum bis zum Rødvenfjord. Auf dessen westlicher Seite liegt eine alte Holzkirche aus dem Jahre 1300. Es   handelt sich um eine Kirche in Stabbauweise, das heißt, dass ihr   Dach auf kräftigen Stäben ruht.

Die äußeren Schrägstützen verstärken das Kirchengebäude. Die 28 Stabkirchen, die noch erhalten sind, gehören zu den wichtigsten alten Kulturschätzen Norwegens. Ein junger Norweger erklärt uns die Geschichte der alten Kirche,  die mehrmals abgebrannt ist und immer wieder aufgebaut wurde. Im Innern finden  sich viele alte Gegenstände aus dem Mittelalter, unter anderem ein großes  Holzkreuz aus dem 13. Jahrhundert.
Anschließend fahren wir zurück nach Åndalsnes und   danach in das schöne Tal Romsdal. Dort ist die höchste senkrechte Bergwand Europas: die Trollveggen (Trollwand). Der höchste Gipfel ist 1800 m hoch, die fast senkrechte Wand ist 1000 m hoch und lockt deshalb viele Extremkletterer an. Allerdings ist sie auch nicht ungefährlich, denn Teile des Bergsturzes ragen 50m über die Felswand hinaus. Seit ihrer Erstbesteigung im Jahre 1965 forderte die Felswand 19 Todesopfer: 10 Bergsteiger und 9 Basejumper.
Gegenüber der Trollwand erhebt sich der 1500 m hohe Gipfel des Romdalshorns und auf der rechten Seite ragen die 1800 m hohen Spitzen der Trolltindane (Hexenzinnen) in den Himmel. In der Mitte des fruchtbaren Tals fließt der Rauma-Fluss und schafft eine wunderschöne Kulisse. Nicht umsonst ist das Romsdal eines der schönsten  Naturtäler Norwegens.

Natürlich lesen wir jetzt viele Märchen über Trolle. Trolle sind   tief in der nordischen Dichtung verwurzelt und sind  nach der   norwegischen Mythologie unheimliche Wesen, die manchmal riesige   Gestalten   oder auch Zwerge sind. Sie sind Nachtgestalten und treiben ihr   Unwesen nur in dieser Zeit. Meist haben sie statt einer Zehe eine   Klaue am Fuß oder auch einen Fuchsschwanz.   In früherer Zeit verbreiteten sie Furcht und   Schrecken.
Der Sage nach begann alles vor langer Zeit  mit einer großen   Trollhochzeit, die völlig aus den Fugen geriet. Es wurde nämlich so   ausgiebig gefeiert und gezecht, dass die Trolle die Morgendämmerung   mit der aufgehenden Sonne nicht bemerkten.   Als dann die Sonne aufging, wurde die gesamte Hochzeitsgesellschaft versteinert, sodass man heute noch in den   Felsen die Gesichter der Trolle erkennen kann. Die Bergspitzen   tragen dem entsprechende Namen wie Bräutigam, Braut, Brautjungfer,   Trollklaue oder Trollrücken.
Das Raumatal, durch das wir anschließend fahren, ist malerisch.   Alles ist grün, manchmal beobachten wir Angler, die im Fluss stehen   und Lachse angeln (was im Übrigen ein teurer Spaß ist, denn der   Angelschein kostet 36 Euro pro Tag  und man darf dafür nur zwei   Lachse fangen), dazwischen sind alte Bauernhäuser aus Holz gebaut.

Unsere Fahrt geht weiter bis Slettafossen, wo der Rauma-Fluss   eindrucksvoll durch die enge Bergschlucht schießt. Dort kann man wunderbar spazieren gehen oder   fantastische Fotos machen. Ein Souvenirshop gibt es auch, der nicht   nur Rentierfelle und Trolle zum Mitnehmen hat.

Wir fahren danach   wieder zurück zum Schiff, das um 12:30 Uhr nach Molde ablegt. Das   sind nur 40 km dorthin. Einige Passagiere haben nämlich auch einen   Ganztagsausflug gewählt ("Überland nach Molde via Trollstigen" für   139 €). Sie sind zwar mit uns in Åndalsnes ausgestiegen und haben   auch die Trollwand besucht, sind aber dann die berühmte   Trollstigenstraße gefahren, die in 11 Serpentinen auf die Bergspitze   führt. Das muss sehr schön gewesen sein, denn unsere Tischnachbarn   erzählen am Abend begeistert von der Klettertour mit dem Bus die   Felswand hinauf, wo man von oben einen fantastischen Ausblick auf   die Bergwelt hat.
Molde
Molde mit seinen 27 000 Einwohnern ist ein nettes   Städtchen. Es ist das Verwaltungszentrum des Fylke Møre og Romsdal.   Molde legt Wert darauf, als "Stadt der Rosen" bezeichnet zu werden,   weil hier im Norden aufgrund des milden Klimas noch Rosen gedeihen,   die eigentlich weiter südlich ihre Wachstumsgrenze haben. Der   Golfstrom sorgt zusammen mit der geschützten Bucht für die   ungewöhnliche Vegetation in dieser Gegend, denn hier gedeihen   außerdem noch Kastanien und viele andere Laubbäume.
 
Die vom Schiff für jeweils 59 €   angebotenen Stadtrundfahrten in Molde nehmen wir nicht wahr, sondern   machen uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt, denn das Schiff liegt   direkt am Kai, der nicht weit weg ist. Von der MS Berlin haben wir   ein Infoblatt mit einem Stadtplan und einem empfohlenen Stadtgang   von 1 1/2 Stunden mitgenommen. Es ist nicht viel los in den sauberen   Straßen an diesem Montagnachmittag, aber wir finden in der   Tourist-Info ein freies Wifi und können unsere Mails verschicken.   Wir wundern uns, wie teuer das Essen in den Restaurants ist. Man   muss für ein kleines Drei-Gänge-Menü mindestens 50 Euro hinblättern.   Dabei erinnern wir uns, was unsere Reiseführerin Felicitas heute   morgen auf der Rückfahrt erklärt hatte: Norwegen ist schließlich   eines der reichsten Länder Europas und gibt seinen Reichtum an   Wasserkraft, Erdöl und Erdgas an seine Bürger weiter, was wir sehr   positiv finden: Eine Krankenschwester oder Kindergärtnerin verdient   ca. 3500 € im Monat, ein Arzt das Doppelte. Es gibt bei der Geburt   für jedes Kind einen Zuschuss von 4800 €, einen garantierten   Kita-Platz und Studienzuschüsse für jeden Bedürftigen. In den   Schulklassen sind nicht mehr als 15 Kinder, die von mindestens einem   oder zwei Lehrern betreut werden. Die Behandlung im Krankenhaus ist   frei und der Strom kostet nur 9 Cent pro Kilowattstunde. Diesen   traumhaften Bedingungen stehen allerdings auch kräftige   Wohnungspreise entgegen und drakonische Bußgelder im Straßenverkehr.   Auch das Benzin ist teuer hier. Wir wundern uns über den Preis von 2   € pro Liter. So ist eben alles relativ und das Leben in Deutschland   vielleicht auch nicht schlecht.
Am Abend   lachen wir wieder viel, als unsere Tischgenossen von ihren   Erlebnissen an diesem Tag erzählen. Im Gespräch mit anderen   Passagieren erfahren wir auch, dass ein Besuch beim Schiffsarzt ganz   schön teuer ist. Ich weiß gar nicht, ob die Krankenversicherungen   das voll übernehmen. Ansonsten sollten alle Senioren, die mit einem   Daueraufenthalt auf einem Kreuzfahrtschiff das Altenheim ersetzen   wollen, sich erst einmal über die Schiffsarzthonorare erkundigen.
Gegen 21:00 Uhr läuft die MS Berlin aus und nimmt Kurs auf Geiranger.   Von der Luftlinie her ist das gar nicht so weit, aber durch die   Fjorde hindurch sind es doch 183 km.
Geiranger
Dienstag, 22.7. 2014
Schon vor 7:00 Uhr sitzen wir beim Frühstück und beobachten, wie das Schiff in Geiranger einläuft. Wir ankern in der Nähe der Anlegestelle und die Tenderboote werden zu Wasser gelassen. Hinter uns kommt die Costa Fortuna in den Ford und schiebt sich majestätisch vorwärts.

Das Schiff kann maximal 3470 Passagiere aufnehmen, ist aber zur Zeit nur mit 1200 unterwegs. Mit einem weiteren Kreuzfahrtschiff der Holland - Amerika - Linie und der Trollfjord von den Hurtigruten kommt der kleine Ort Geiranger ganz schnell auf 3000 Touristen, die den 200-Seelen Ort jetzt bevölkern.

Die Karte stammt aus dem Reiseführer Nordnorwegen,   den es in den Tourist-Infos  kostenlos in verschiedenen   Sprachen gibt. Das ist eine hervorragende Informationsquelle, die   man nutzen wollte, wenn man nach Norwegen reisen möchte.
Am Kai warten 34 Busse, aber nur 8 davon sind für unser Schiff. Es   werden vier verschiedene Ausflüge (jeweils zwischen 85 und 95 € )   angeboten. Aber auch für diejenigen, die nicht an einem Ausflug   teilnehmen, hat das Ausflugsteam wie jeden Tag eine ausführliche   Hafeninformation herausgegeben.
Neben einem Plan für die Stadt   werden vom Schiff  immer sehr konkrete Vorschläge für Besichtigungen und eine   Aufstellung der Sehenswürdigkeiten auf einem DIN A 4 Blatt   ausgedruckt. Das hat uns sehr gefallen und muss lobend erwähnt   werden. Hier die Information für den heutigen Tag: Oben die   Vorderseite und links die Rückseite, auf der eine Karte des   Ortes mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgedruckt ist.
Der Geirangerfjord und die ihn umgebende Landschaft zählt zu den größten Naturschönheiten, die Norwegen zu bieten hat. Von den Ufern des Geirangerfjordes stürzen sich zahlreiche Wasserfälle, wie z.B. „Die sieben Schwestern", der „Freier" und der „Brautschleier" in den Fjord hinab. Außerdem befinden sich mehrere alte und heute verlassene Höfe auf den Felsvorsprüngen oder an den steilen Hängen, welche dem Betrachter einen ursprünglichen Eindruck von Norwegens Fjordlandschaft vermitteln. Der kleine aber dennoch vielbesuchte Ort selbst besteht aus mehreren Hotels und Souvenirläden und lädt zu einem Bummel ein. Besonders sehenswert sind die weiße, achteckige Kirche von Geiranger und der Aussichtspunkt Flydalsjuvet. Ein lehrreiches, überdachtes „Freilichtmuseum" über Leben und Gefahren der Menschen in den Fjorden befindet sich ca. 1 km von der Pier entfernt, gegenüber dem Union Hotel. Ein wunderschöner Spaziergang mit tollem Blick auf die steilen Berge des Geirangerfjordes ist der Weg zum nahegelegenen Wasserfall. Man folgt der engen Bucht entlang der kleinen Einkaufsstraße. Nach Überquerung des Wildbachs über eine kleine Brücke hinter dem Ort biegt der Weg links ab. Es geht leicht bergauf über einen Schotterweg zum Wasserfall. Die einfache Wegstrecke beträgt ca. 2 km. Die 24 km lange Geirangerstraße, welche im Jahre 1900 in Paris während der Weltausstellung als technisches Meisterwerk gekrönt wurde, führt schon nach rund 8 km auf den mit 1038 m höchsten Punkt der Strecke: der am Ostufer des (oft ganzjährig vereisten) Djupvatnet gelegene See Djup. Nun führt eine mautpflichtige Straße hinauf auf den 1494 m hohen Gipfel des Dalsnibba. Von hier hat man einen fantastischen Blick hinunter auf den Geirangerfjord.
Da wir den Ausflug Dalsnibba via Flydal + Djuppvasshytta gebucht haben (85 €), geht die Panoramafahrt zunächst durch den Ort zum  Hotel Utsikten, das 300 m hoch hinter dem Ort Geiranger liegt und uns den ersten tollen Ausblick auf den Fjord bietet, der wegen seiner S-Form und den Wasserfällen in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurde.
Noch schöner ist natürlich der Blick ein Stück weiter von der Flydalsschlucht. Unser Busfahrer erkennt die günstige Gelegenheit zum Parken, weil die meisten der vielen Busse noch unten am Hafen stehen und gönnt uns eine Fotopause von einer Viertelstunde. Wir sind fasziniert von dem Anblick des Fjords an diesem frühen Morgen. Vorn liegt die Costa Fortuna, links davon das Schiff der Holland- Amerika-Linie und  ganz unscheinbar und klein auf der rechten Seite unser Schiff, die MS Berlin.


Blick auf den Geiranger Fjord von Flydalsjuvet aus
Danach klettert der Bus 22 Kilometer   in Serpentinen hinauf bis auf 1500 Meter. Unterwegs gibt es   spektakuläre Aussichten auf die wunderbare norwegische Landschaft   mit schneebedeckten Gipfeln und dem unten liegenden Geiranger Fjord.
Unser Führer erzählt einiges über Geiranger, die verlassenen   Bauernhöfe, die man für Festlichkeiten mieten kann und das günstige   Klima im Geiranger Fjord, das den Anbau von Erdbeeren, Pflaumen und   Aprikosen gestattet. Mehr als 100 Kreuzfahrtschiffe laufen jährlich   den Hafen an, der zu den Haupt-Touristenattraktionen von Norwegen   gehört. An Wasserfällen, verlassenen Hütten und Schneelöchern vorbei   kommen wir schließlich oben auf dem Aussichtspunkt des   Dalsnibba-Berges an, nicht ohne vorher 140 Euro Maut für den Bus   bezahlt zu haben.

Vom Gipfel des Dalsnibba hat man einen fantastischen   Blick bis hinunter zum Geiranger Fjord
Auf der Rückfahrt halten wir am Djupvatn, einem   tiefen See, der in 1000 Meter Höhe liegt. Das Wetter ist   wunderschön, die Sonne scheint und es ist überhaupt nicht kalt hier   oben.

Am Djupvatn in 1000 Meter Höhe
Als es wieder die Serpentinen hinunter geht, kommen wir an   vielen Wasserfällen vorbei. Oft möchten wir anhalten und die    schönen Ausblicke mit der Kamera festhalten, aber der Fahrer sagt   uns, dass man auf den engen Serpentinen nicht stehenbleiben darf.

Die zahlreichen Wasserfälle von den Hängen sind die   besonderen Sehenswürdigkeiten des Geirangerfjords. Einige von ihnen   gelten als die schönsten Wasserfälle Norwegens. Das Regen- und   Schmelzwasser von den Berggipfeln stürzt teilweise bis zu 1000 m an   den hohen Felswänden herunter. Das können wir auch gut an den sieben   großen Wasserfällen beobachten, die am nördlichen Fjordufer mit   einer Fallhöhe bis zu 250 Metern herunterstürzen. Wir bewundern die   Wasserfälle, als unser Schiff um 13:00 Uhr den Ankerplatz verlässt   und Kurs auf Bergen nimmt. Das sind 219 Seemeilen, was 406   Kilometern entspricht. Die MS Berlin gleitet nämlich ganz langsam   durch den tiefgrünen Fjord, der links und rechts von den steilen   Hängen begrenzt wird.
Die erste Gruppe heißt die "Sieben Schwestern" und diese stehen der   Sage nach mit dem großen Wasserfall auf der gegenüberliegenden Seite   des Fjords in Verbindung.

Sein Name ist "Der Freier" und er soll der   Reihe nach um die sieben Schwestern geworben haben. Als ihn alle   ablehnten, ertränkte er Kummer und Enttäuschung im Alkohol. Deshalb   hat der Wasserfall auch die Form einer Flasche, was man mit viel   Fantasie erkennen kann.
Die langsame Fahrt in dem total ruhigen Fjord gefällt   uns sehr, denn die wunderschöne Landschaft gleitet an uns vorüber,   während wir in der Berlin Lounge auf dem Sonnendeck das herrliche   Sommerwetter genießen. Schließlich dreht aber das Schiff und ändert   die Richtung, sodass es windig und kühl im Schatten wird, als wir   aus dem Fjord heraus sind und und schneller fahren.
Am Abend wird es total neblig und man kann beide Ufer nicht mehr   sehen. Das wird immer schlimmer und während der Nacht hören wir oft   das Nebelhorn des Schiffes. Uns beschleicht ein seltsames Gefühl,   als wir auf dem Deck stehen und von dichtem Nebel eingehüllt werden.   Man ist ganz dem Radargerät und den Künsten des Steuermanns   ausgeliefert. Wir hoffen inständig, dass uns morgen kein Nebeltag   erwartet.
Bergen
Mittwoch, 23.7. 2014
Als wir um halb sieben aus dem Fenster schauen,   scheint die Sonne und von dem Nebel ist nichts mehr zu sehen. Das   Schiff liegt bereits am Kai in Bergen. Zu unserer großen Freude wird   für heute eine Temperatur von 24 - 28° C erwartet, was für Bergen   eine Seltenheit ist, denn mit 275 000 Einwohnern und 250 Regentagen   im Jahr ist es "die regenreichste Großstadt Europas". Auch der   einheimische Führer, der uns anschließend auf der Panoramafahrt (35   €) begleitet, beglückwünscht uns zu diesem seltenen Traumwetter.

Die Rundfahrt ist sehr informativ, weil uns der Guide zu den einzelnen Aussichtspunkten führt und viel über die Norweger und deren Lebensweise erzählt. Er erklärt uns, dass die Stadt 7 umliegende Berge hat, die noch schöner als die 7 Hügel von Rom sind und auch von 7 Fjorden umgeben ist. Viele kleine Inseln gehören dazu, die durch einzelne Brücken und Tunnel miteinander verbunden sind. Die Zahl 7 scheint magisch zu sein, denn an diesem Tag liegen 7 Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Das merken wir an den vielen Touristen hier.

Blick auf Bryggen und die hanseatischen Kaufmannshäuser vom Strandkai aus
Die Fahrt geht an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei (Festungsanlage Bergenhus, Fischmarkt, Håkonshalle, Marienkirche) und durch die unterschiedlichen Stadtteile, die mal mit Holzhäusern, mal mit Villen und auch mit stillosen Betonhäusern bebaut sind. Da Bergen mehrmals abgebrannt ist, gibt es nicht viel alte Bausubstanz. Das Hafenviertel Bryggen mit den alten hanseatischen Kaufmannshäusern ist nach jedem Brand stilgerecht wieder aufgebaut worden und steht heute auf der Liste der UNESCO als Weltkulturerbe.
Im Übrigen rüstet sich Bergen für die nächsten vier Tage, weil hier 70 große Segelschiffe zu einer Regatta ähnlich der Kieler Woche erwartet werden. Zwei Viermaster liegen schon im Hafen. Das ist natürlich eine tolle Kulisse.


Der 68m lange Viermastschoner Santa Maria Manuela aus Portugal

Die russische Viermastbark Krusenstern nimmt auch an der Regatta teil.
Unser Führer erklärt uns, dass dass 80% aller Norweger ein eigenes Haus besitzen und 50% ein zweites Sommerhaus. Dazu will natürlich jeder ein Boot haben (das aber nur 10 Std. im Jahr genutzt wird). Mit den Autos ist es ähnlich: Alle wollen ein großes komfortables und schnelles Luxusauto - wo man doch fast überall in Norwegen nur 80 km/h fahren darf. Schade, dass die Sicht vom Ulrikenberg und den umliegenden Aussichtspunkten ziemlich diesig ist. Es sieht zwar toll aus, aber für die Fotos gibt es nicht viel her, weil alles zu weit weg ist.
Interessanter ist da ein Gang durch die Stadt, den wir am Nachmittag machen. Hier eine kleine Fotogalerie mit Impressionen:

Auf dem Fischmarkt sieht alles sehr appetitlich aus und man bekommt Hunger, wenn man die frisch zubereiteten Speisen betrachtet. Für europäische Verhältnisse sind die Preise allerdings ungeheuer hoch. Für einen Pappteller mit einem Stück Lachs oder Kabeljau und Gemüse zahlt man 25 €, für Königskrabben oder Hummer 31 €, für eine gemischte Fischplatte 50 - 80 €. Wenn man dann noch ein Bier dazu trinkt, kommen noch 7,50 € dazu. Ein teurer Spaß für einen kleinen Imbiss. Für eine Ansichtskarte zahlt man 1,50 - 2 €, für das Porto ebenfalls 2 €.
Wir schlendern durch die Fußgängerzone und schauen uns die Geschäfte auf dem Strandkai an. Bei Timberland findet Inge ein paar schöne leichte Sommerschuhe. Der Preis ist mit umgerechnet 56 € niedrig und die Mehrwertsteuer bekommen wir am Abend auf dem Schiff auch noch zurück. Es gibt also auch Schnäppchen in Norwegen!
Um 20:00 Uhr verlässt die MS Berlin den Hafen von Bergen und nimmt Kurs auf Bremerhaven. Es liegt eine Strecke von 456 Seemeilen vor uns, das sind umgerechnet 845 km.

Donnerstag, 24.7. 2014
Der letzte Tag auf See ist mit wunderschönem Wetter angebrochen. Da kein Ausflug stattfindet, sitzen um 8:00 Uhr auch nicht so viele Leute beim Frühstück. Wir überlegen, wie morgen früh in Bremerhaven alles ablaufen soll, da wir schon heute Nacht um 03:00 Uhr alle Koffer vor die Tür stellen sollen und die Kabine spätestens um 7:30 Uhr verlassen sollen.
Den sonnigen Vormittag verbringen wir auf einer Liege backbord auf dem Vorderschiff, weil es hier nicht so laut ist und die Bordwand etwas den Fahrtwind mildert. Höchst ärgerlich ist wieder, dass Besatzungsmitglieder mit Farbtöpfen herumlaufen und überall irgendetwas anstreichen. Als ob man das nicht erledigen kann, wenn man in einem Hafen liegt und die Passagiere unterwegs sind!
Es wird überall angestrichen, während  die Passagiere sich sonnen.
Solch ein Tag auf See ohne irgendwelche Ausflüge erfordert natürlich ein ausgeklügeltes Unterhaltungsprogramm, denn auch Rentner brauchen Animateure. Nur sieht das Sportprogramm etwas anders aus:
10:00 Uhr Leichtes Stretching mit Elisabeth in der Sirocco Lounge. Man darf natürlich nicht hinschauen, weil man sonst unter "Stretchen" das ruckweise  Sortieren von Gliedmaßen versteht.
10:30 Uhr Gehirnjogging mit Lara in der Bibliothek. Sie zeigt Übungen zur Konzentration und Demenzvorbeugung.
11:00 Uhr Stadt-Land-Fluss mit Elisabeth in der Bibliothek auf dem Promenadendeck
So geht es weiter mit Akupressur, dem Vortrag von Professor Hafkemeyer, der als VIP die Reise begleitet und erzählt, was nicht in der Zeitung steht bis zum Bingo am Nachmittag. Zwischendurch ertönt immer im Lautsprecher die markante osteuropäische Durchsage des Animationsoffiziers mit dem Hinweis auf die nächste Veranstaltung. Gerade lädt er zum gemeinsamen Singen der Gruppe Alt & Jung am Pool auf dem Promenadendeck ein. Die Gruppe ist mit 78 Personen aus dem Raum Düsseldorf hier an Bord. Gäste sind natürlich zum Singen mit eingeladen. Ich frage Inge, ob sie Lust hat, aber die liest lieber ihren spannenden Krimi von Tess Gerritsen weiter und möchte nicht von der Liege aufstehen. Ich verzichte auch auf die Teilnahme, weil meine Stimme weder "Alt" noch jung ist und sicher auch keine Bewunderung bei dem Rentner- oder Jugendchor auslösen würde.
Den Nachmittag verbringen wir wieder auf der Liege, denn auf der Sonnenseite mit ein wenig Wind sind die Temperaturen gerade so, dass es ein wenig kühlt. Obwohl die Fahr quer durch die Nordsee geht, fährt das Schiff wunderbar ruhig. Wir vermissen bei diesem traumhaften Wetter weder das Bingo-Spiel im Yacht-Club noch die Brückenführung oder die Filmvorführung von Kameramann Dewa, der überaus fleißig sämtliche Ausflüge und Ereignisse mit seiner Videocamera  im Film festgehalten hat.
Für den Abend ist ein Gala-Abend mit Abschiedsessen in festlich eleganter Kleidung angekündigt worden. Im Hauptrestaurant gibt es ein Abschiedsmenü, das sehr ordentlich ist: Als Vorspeise wird Lachs mit Honig-Senf-Soße auf Toast serviert, danach eine Tomaten - Consommé; den Anschluss bildet ein sehr schmackhaftes Ragout Fin mit Fenchel und Kartoffelmousse. Als Hauptgang kann man zwischen Grouper und Schweinelendchen wählen. Beides schmeckt uns und unseren Tischnachbarn ausgezeichnet.
Anschließend erfolgt der Aufmarsch und die Vorstellung der Küchenbrigade mit Wunderkerzen und Eisbombe.


Es ist ein ganz lustiger und unterhaltsamer Abschiedsabend. Danach packen wir die Koffer und hoffen, dass morgen alles gut klappt.

Freitag, 25. 7. 2014
Alles ist ein bisschen hektisch an diesem Morgen, aber wir lassen uns nicht anstecken, sondern frühstücken in Ruhe. Unsere Koffer, die wir gestern Abend vor die Kabinentür gestellt haben, sind verschwunden und wir finden Sie in der Sirocco Lounge mit farbigen Anhängern, die die Reihenfolge der Ausschiffung kennzeichnen sollen.
Die Kabinen sollen um 7:30 Uhr geräumt sein, aber es dauert noch eine ganze Weile, bis alle Koffer ausgeladen sind und wir diese auf dem Gepäckband im Terminal von Bremerhaven wiederfinden. Aber alles läuft perfekt: Kurz nach 9:00 Uhr sitzen wir im Bus, der als Ziel Magdeburg, Berlin und Leipzig hat. Unterwegs fängt es kräftig an zu regnen und wir denken mit Wehmut an die schönen sonnigen Tage auf dem Schiff in Norwegen zurück. Im Bus ist sogar eine Reisebegleiterin. Wir steigen aber in Bremen am Hauptbahnhof aus und fahren mit dem Zug nach Hause. Die Deutsche Bundesbahn ist leider nicht so perfekt organisiert wie die MS Berlin, sodass wir mit Verspätungen erst um 14:30 Uhr zu Hause eintreffen. Aber hier sind es 26° C und die Sonne scheint - das ist auch nicht schlecht. Unser Zuhause hat uns wieder.
Als Resümee halten wir fest, dass uns diese Fahrt mit der MS Berlin zum Nordkap außerordentlich gut gefallen hat. Das relativ kleine Kreuzfahrtschiff und die familiäre Atmosphäre haben viel dazu beigetragen. Wer damit eine Reise unternehmen und an den Ausflügen teilnehmen will, sollte aber noch ein kräftige Summe beiseite legen.

Ich hoffe, der Reisebericht hat Ihnen gefallen und die MS Berlin kommt in die engere Wahl, wenn Sie eine Kreuzfahrt zum Nordkap planen. Vielleicht haben Sie aber auch Interese an anderen Reiseberichten? Dann schauen Sie doch mal auf meine Reiseseite.
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