Reisebericht Indien - Von Delhi durch Rajasthan und zurück zum Taj Mahal

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Reisebericht Indien - Von Delhi durch Rajasthan und zurück zum Taj Mahal

Reiseberichte
Flug nach Indien
Die schönsten Sehenswürdigkeiten Indiens   kann man in dem so genannten Goldenen Dreieck zwischen Delhi, Agra und   Jaipur erleben. So wollten wir denn auch die fantastischen   Maharadscha-Paläste und das weltberühmte Taj Mahal sehen. Die Rundfahrt   durch Rajasthan ab Delhi buchten wir bei FTI, das Anschlusshotel und den   Erholungsurlaub bei Meiers Weltreisen. Rajasthan ist ein indischer Bundesstaat im Nordwesten von   Indien mit der Größe Deutschlands und einer Bevölkerung von 69 Mill.   Menschen.
Unser Indien-Abenteuer im Februar 2010 begann wirklich abenteuerlich: Es   gab nämlich keinen Sitzplatz mehr für uns in der Maschine von München   nach Delhi, obwohl wir die Reihe 30 H+K im Reisebüro fest zugesagt   bekommen hatten. In München am Lufthansa-Schalter wurde uns erstmal   klargemacht, dass dies keine Sitzplatzzusage gewesen sei, sondern   lediglich eine Option, die jederzeit von der Fluggesellschaft geändert   werden könne. Das sei eben jetzt geschehen, weil wir mit einem Airbus   A340-300 flögen und nicht wie vorgesehen mit einem Airbus A340-600. Und   hier sei nun mal die Reihe 30 der Notsitz und den könnten wir nicht   bekommen. Im Übrigen sei die Maschine ausgebucht und man bot uns 1200   Euro, wenn wir bereit wären, mit Emirates über Dubai nach Delhi zu   fliegen. Die Maschine ginge 2 1/2 Stunden später ab und hätte in Dubai 3   1/2 Stunden Aufenthalt. Leider konnten wir das Angebot nicht annehmen,   da wir ja in Delhi abgeholt werden sollten und nicht einmal wussten, in   welchem Hotel wir übernachten würden. Einer Familie mit 2 Kindern bot   man auf diese Weise 2400 €, wenn Sie den Flug mit Emirates machten. Als   wir dann auch noch die Ansage aus dem Lautsprecher hörten, dass man   Gästen aus der Business-Class 1500 Euro für einen Rücktritt in die   Economy-Class anbot, wurde uns bewusst, wie die Fluggesellschaften die   Maschinen regelmäßig überbuchen und dann erstaunt sind, wenn sich   tatsächlich einmal alle vollzählig am Schalter einfinden.
So   bekamen wir denn zwei unterschiedliche Einzelsitze, waren aber sehr   froh, als wir die in der Maschine tauschen konnten und schließlich in   Reihe 44 H+K nebeneinander saßen. Da atmeten wir auf und freuten uns auf   den Campari-Orange als Begrüßungsdrink, den es aber nicht gab. So   schliefen wir ein wenig und landeten knapp 7 Stunden später im dichten   Smog in Delhi, wo natürlich morgens um 7:40 Uhr kein Mensch auf uns   wartete.
Montag, 22.2.
Den ersten schlimmen Eindruck von dem noch schlafenden   Moloch Delhi bekamen wir bei unserer Landung am frühen Morgen auf dem   Flughafen Indira Gandhi 23km vor der Stadt: Dichter gelber Smog lag über   der 17-Millionen Stadt.

Anflug auf Delhi mit Smog über der Stadt
Also telefonierte   ich erstmal mit den drei in Frage kommenden Hotels, ob eine Buchung für   uns vorläge, aber nichts da. Auch die Reiseagentur, die die Rundreise   durchführte, hatte noch nicht geöffnet und war telefonisch nicht zu   erreichen. Bitter. Eine Stunde später erblickten wir dann einen Inder,   der ein Schild mit FROSCHTOURISTIK bei sich trug. Der war tatsächlich   von dieser Agentur, wusste aber nichts von uns, sondern sollte Gäste aus   Dubai abholen. Nach vielem Hin und Her und Telefoniererei mit seinem   Handy erklärte er sich dann bereit, uns mitzunehmen - und zwar in ein   anderes Hotel der Parkland-Kette, wo wir dann schließlich noch 8 andere   Leidensgenossen trafen. Hier war es inzwischen 10:00 Uhr morgens (4 1/2   Stunden Zeitunterschied zu uns).   Wir bekamen ein Zimmer (leidlich, laut, mit Blick auf den Hinterhof) und   machten uns nach 2 Stunden Ruhepause mit einem Stadtplan bewaffnet auf   Entdeckungsreise in der Innenstadt von Delhi. In der Lobby des Hotels tauschten wir erst einmal Euros in Rupien und machten uns mit der Umrechnung vertraut:
1 €uro = 60 Rupien
100 Rupien = 1,66 Euro

Daher erschien uns auch der Preis für das Taxi vom Hotel in die Innenstadt von 300 Rupien (= 5 €) recht moderat, das wir an der Rezeption bestellten.
Delhi
Oh Gott! Das hatten wir dann doch nicht erwartet: ein lautes Getöse und   Hupen von Tuktuks und Autos, unzählige Fußgänger, die über Straßen,   Zäune und Absperrungen kletterten, um auf die andere Straßenseite zu   kommen, links und rechts die Bürgersteige voller Schutt und Dreck -   dazwischen Baustellen mit Betonmischmaschinen und Frauen, die auf dem   Kopf Körbe mit flüssigem Beton trugen oder mit der Spitzhacke hart   gewordenen Mörtel von den Steinen klopften. Die Innenstadt eine einzige   Baustelle. Schrecklich und ernüchternd.
Vielfach wird die ungeheure Menge an Schutt und Müll   durch einen Zaun versteckt, der sich überall in Delhi befindet: Es ist   die Riesenbaustelle der Metro, die mit russischer Hilfe neue   unterirdische Verbindungen für den Massenverkehr schaffen soll.
Wir gingen Hand in Hand und mit   festem Griff um Portemonnaie und Handtasche durch die Reihen der   indischen Händler auf den Bürgersteigen oder durch die an den   unmöglichsten Stellen parkenden Autos hindurch. Touristen sahen wir   außer uns keine - wohl wurden wir aber mehrmals angesprochen, dass das   nicht die richtige Einkaufsstraße für uns sei, sondern wir sollten doch gefälligst für 20   Rupien mit einem Tuktuk in den Nirula Bazar fahren. Dort wären die   Preise annehmbar, es gäbe alle indischen Waren und weniger Taschendiebe.
Wir ließen uns aber nicht beirren, sondern wanderten mutig rund um den innersten Circle des Connaught Place. Der ist eine große schmutzige und staubige Baustelle und keinesfalls einladend zum Bummeln oder Einkaufen. Nicht ein einziges Café konnten wir entdecken, wo man sich hätte hinsetzen und einen Cappuccino trinken können - und Inge auf die Toilette gehen könnte.


Die Straßen rund um den Connaught-Place sind vollgestopft   von parkenden Motorrädern und Rollern, weil sich nur wenige Menschen ein   Auto leisten können.

Total enttäuscht nahmen wir uns dann ein Tuktuk und fuhren für 50 Rupien ( = 80 Cents) zum   India Gate, das wie eine primitive Nachahmung des Triumphbogens   in Paris aussah. Auch hier wieder viele Menschen, viel Dreck, Unrat und   Schmutz. Der Smog war so dicht, dass man nur mit Mühe den 1km entfernten   Regierungspalast sehen konnte. Viel schlimmer als in Bangkok!

Im Park am India Gate
Das 42m hohe India-Gate erinnert an den Triumphbogen in   Paris und ist ein Denkmal für die gefallenen Soldaten der indischen   Armee. Hier sind vor allem indische Touristen, die mit ihren Familien den Freizeitpark besuchen, der sich hinter dem Gate anschließt.

Der Staub und Smog war so stark, dass die Sonne gar nicht richtig durchkam. Das   verdarb uns dann doch die Freude am Rundgang und so fuhren wir mit einem   Tuktuk durch den unmöglichen Verkehr wieder ins Hotel zurück.   Glücklicherweise war das indische Abendessen ganz schmackhaft. Ich buchte noch für 200 Rupien (=3,40 €) 2 Stunden Internet im Hotel. Die Verbindung wurde dauernd unterbrochen und war sehr schlecht, aber ich konnte wenigstens noch ein paar Mails verschicken.
Dienstag, 23.2.
Mit 2 Bussen und zwei Reiseleitern, die ganz gut deutsch sprechen, ist heute zunächst eine Stadtrundfahrt vorgesehen. Im Gegensatz zu   unserem ersten Alleingang gestaltet sich die Stadtbesichtigung mit   einem Deutsch sprechenden Führer doch etwas einfacher. Um 8:30 Uhr   steht nämlich unserer Reiseleiter Acay Singh vor der Tür und auf   geht es mit 14 anderen zur Stadtrundfahrt. Unser Ziel ist die Freitagsmoschee in der Altstadt. Die Fahrt durch die schmutzigen Gassen mit den bunten Verkaufsständen ergibt natürlich eine malerische Kulisse.  Alles ist viel interessanter und stinkt bei weitem nicht so wie in Thailand. Aber dafür begegnet uns hier viel größere Armut und alles ist viel schmutziger und voller Müll. Wir fotografieren aus dem Bus heraus und möchten am liebsten aussteigen und durch die Gassen laufen. Hier einige unserer Beobachtungen:
Unsere Besichtigung beginnt mit   der Jama Masjid, der Freitags-Moschee in der Altstadt, die die   größte Moschee Indiens ist. Der monumentale Bau von 1650 befindet   sich auf einem Hügel in der Altstadt Delhis. Die Frauen bekommen   alle einen Umhang, weil es nicht schicklich ist, nackte Beine zu   zeigen. Das gilt als "sexy", während ein nackter Bauch erlaubt ist.   Tja, andere Länder, andere Sitten! Auch für einen solchen   Ausleih-Umhang muss man natürlich 50 Rupien blechen (60 Rupien sind 1€).
    
Wir müssen die Schuhe ausziehen, bekommen aber Überzüge für unsere Socken, was sich als außerordentlich notwendig erweist, weil der gesamte Hof voll von Taubenkot ist, in den man bei jedem zweiten Schritt hineintritt, wenn man nicht höllisch aufpasst. Dafür werden unsere Schuhe draußen gut bewacht, wofür ein Inder fleißig kassiert, obwohl das bei den Moslems nicht gestattet ist. Aber das stört halt auch keinen und wir bekommen einen Vorgeschmack davon, auf wie viel Arten man die Touristen abzocken kann.Auf   dem 90m langen, ummauerten Hof haben 20000 Gläubige Platz.

Auf dem Vorplatz der Freitagsmoschee
In der   Mitte befindet sich ein Wasserbecken für die Reinigung vor dem   Gebet, das aber jetzt Hunderte von Tauben benutzen, die anschließend   in Schwärmen um die 40m hohen   Minarette kreisen und ihre Exkremente fallen lassen. Das kümmert   hier keinen - auch nicht, dass der Marmor und rote Sandstein auf   Dauer das nicht verkraften werden.
Da Tauben bei den Hindus fast so heilig wie Kühe sind, werden sie  fleißig von ihnen gefüttert, weil das als gute Tat gilt, die sich   positiv auf die Wiedergeburt und das nächste Leben auswirkt. Dass   die Vögel aber mit ihrem Kot den gesamten Sandstein, aus dem die   Moschee gebaut ist, konsequent zerstören, stört halt keinen, sondern   nur uns unwissende Touristen aus Europa.
Ansonsten ist die Moschee   sehr groß, aber schmucklos; nicht zu vergleichen mit den prächtigen   Moscheen in der Türkei.

Säulengang in der Freitagsmoschee in Delhi
Beim Blick von der   Moschee auf die Stadt werden wir sofort darauf aufmerksam gemacht,   was uns hier erwartet: Dichter Smog, durch den die Sonne nur   spärlich hindurch kommt, dazu unsäglicher Schmutz mit vielen   Menschen, die unter primitiven Bedingungen auf engstem Raum leben.

Dennoch ist der Weg durch die Altstadt mit ihren engen Gassen und   dem Menschengewirr malerisch, solange man das nicht essen muss, was   hier gekocht wird und nicht kaufen muss, was hier produziert wird.

Danach geht es   zum India-Gate, wo wir schon am Tag zuvor waren und anschließend zum   Raj Gath, dem Grabmal von Mahatma Gandhi, der hier als Heiliger   verehrt wird.
Grabmal von Mahatma Gandhi

Das Denkmal besteht aus einer schwarzen Marmorplatte mit der ewigen Flamme daneben auf einem Leuchter. Eingraviert sind die  letzten Worten Gandhis: „Hē Rāma  – oh Gott“.
Viele Besucher und besonders Schulklassen treffen wir hier. Vor allem aber haben sich an der Parkanlage viele Händler niedergelassen, die uns Postkarten, Fächer aus Pfauenfedern und Spielzeug verkaufen wollen.

Drahtbieger mit seiner Tochter
Den Höhepunkt   der Stadtrundfahrt bildet die Besichtigung von Qutb Minar, einer   großen Moschee-Anlage aus dem 13. Jahrhundert, die als   Weltkulturerbe mit Hilfe von viel Geld aus der UNESCO restauriert   wurde.

Die Anlage ist uralt, besteht nur noch aus Steinresten, ist   aber wunderschön; besonderer Wert wurde auf die Wiederherstellung   der Türbögen mit den eingemeißelten Schriftzeichen gelegt.
         
Das 72 m hohe Minarett gehört zu den höchsten Türmen des Islams und zeichnet sich durch die verschiedenfarbigen Steine aus. Es wurde als Siegessäule erbaut und im 19. Jahrhundert durch ein Erdbeben  beschädigt. Obwohl die Schäden inzwischen ausgebessert wurden, kann man den Turm heute leider nicht mehr besteigen.

Das Minarett von Qutb Minar
Bis 1976 konnte man über die innere Treppe die erste Etage des Bauwerks erreichen. Der Zugang zur Spitze wurde später durch mehrere Selbstmorde von oben geschlossen. Als im Jahre 1981 die Treppenbeleuchtung ausfiel, brach eine Panik aus, bei der die Besucher zum Ausgang stürmten. Dabei wurden 47 Personen getötet, von denen die meisten Schulkinder waren. Seit dieser Zeit ist der Turm für die Öffentlichkeit gesperrt.
Um 14:00 Uhr ist damit die Besichtigung von Delhi zu Ende und wir machen uns auf den Weg nach Sarika, das 200 km südlich von Delhi liegt. Die Fahrt geht zunächst durch die Innenbezirke von Delhi hindurch, wobei wir immer wieder entlang der neuen Metrolinie fahren, die mit Hilfe der Russen gebaut wird. Am Rand der Straße sind dann eingerammte Stahlplatten und Spundwände zu sehen, hinter denen die Wohnhäuser stehen:

Alles sieht sehr erbärmlich aus. Auf der Fahrt durch die Straßen Delhis begegnen wir   immer wieder Frauen beim Straßenbau.   Nicht nur, dass neben den Straßen überall Schuttplätze und   Müllhaufen sind - nein, es sind fast alles irgendwie Baustellen.   Ganz Delhi ist eine Baustelle: Überall wird irgendetwas   ausgeschachtet, abgedichtet oder repariert. Dort arbeiten dann auch   viele Frauen, was in unseren Augen sehr ungewöhnlich ist. Das   Schlimmste aber ist, dass alles ohne Baumaschinen abläuft: Keine   Betonmischmaschinen, keine Radlader, selten eine Schubkarre oder   eine Rüttelmaschine. Die Frauen tragen den angemischten Beton in   Körben auf dem Kopf und entleeren die Körbe in die Baugrube.
        
Andere   Frauen arbeiten mit der Spitzhacke oder klopfen Steine. Die Männer   schauen geruhsam zu und keiner rührt sich. Da ist es kein Wunder,   dass die Straßen nie fertig werden. Viel schlimmer finde ich das, was ich auf der anderen Straßenseite beobachtet habe: Dort war der Bürgersteig bereits fertig gepflastert und durch ein Markierungsband abgesperrt worden. Ein Autofahrer kümmerte sich nicht darum und parkte sein Fahrzeug darauf. Als wir von unserer Besichtigung zurückkamen, fuhr er gerade weg und zerstörte die frische Pflasterung am Rand wieder.
Unser erster Eindruck von der Stadt Delhi ist nicht sehr positiv.
Wenn auch Acay   Singh, unser Reiseführer, von einer Bevölkerung Delhis von 17   Millionen spricht, so sagen uns andere, dass es 20 Millionen sind,   weil man in den Slums gar keine Zählung machen kann. Egal wie -   jedenfalls ist überall alles voll von Menschen.
Von Delhi nach Sariska
Unser erstes Ziel auf der Fahrt durch Rajasthan ist Sariska, das etwa 200 km südwestlich von Delhi liegt. Um 14:00 geht es los und die Fahrt soll 5 Stunden dauern.
Schon bei   der Abfahrt bekommen wir einen Vorgeschmack von den vollen Straßen.  Zunächst quälen wir uns durch den dichten Verkehr in Delhi, der dauernd ins Stocken kommt. Die Ausfallstraßen aus Delhi sind zwar fast alle vierspurig, aber hoffnungslos verstopft. Es herrscht Linksverkehr und wir müssen dauernd stehen bleiben. Die Wartezeit nutzen Verkäufer, die an die Busfenster klopfen, damit die Fahrgäste die Fenster öffnen und etwas kaufen. Sie stehen überall - an den Ampeln, Kreuzungen und Staustellen. Besonders viele Kinder sind darunter.
        
Die Fahrt geht erst durch den dichten Vorort-Verkehr der 20 Millionen Metropole, dann über ein Stück Autobahn und anschließend über die Landstraßen, die teilweise in sehr schlechtem Zustand sind.Vermutlich weiß unser Reiseführer Acay, was auf uns zukommt und schenkt uns im Bus erst einmal allen einen 7 Jahre alten Rum mit Cola als "Sundowner" ein, damit wir bessere Laune bekommen und alles locker ertragen.
Die Fahrt wird ziemlich lang. Und für die Damen im Bus noch länger, denn nach 1 1/2 Stunden melden sich die ersten, die auf die Toilette müssen und eine kleine Pause verlangen. Restaurants, in denen man unterwegs eine Pause machen oder einen Cappuccino trinken könnte, gibt es nicht. Toiletten auch nicht. Also hält derFahrer auf freier Strecke vor ummauerten Feldern an und Acay, unser Reiseführer, erklärt völlig locker: "Männer vor die Mauer, Frauen hinter die Mauer!". Inge hält das erst für einen Witz und alle müssen lachen, aber dann ist es eben so und es gibt keine andere Möglichkeit. Alle müssen sich wohl oder übel fügen.

So ging das übrigens die gesamte Woche weiter und alle mussten sich danach an   die "Harmoniegärten" gewöhnen, wie Acay diese Orte nannte.
Wenn es auf der Straße nur Autos, Lastwagen und Motorräder wären! Es sind aber Eselskarren, sehr viele Kamelgespanne, Trecker mit   überdimensionierten Strohballen, Mofas, auf denen 5 Personen sitzen,   Tuktuks, aus denen 12 oder mehr Personen herauskriechen, Fahrräder   mit 6 Gasflaschen oder 6 Milchkannen an der Seite, Dreiräder,   Schubkarren und selbst gebaute Fortbewegungsmittel. Diese schieben   sich alle über die Landstraße und müssen sich dann durch die engen   Gassen der Dörfer quälen, in denen Kühe, Ziegen, Schafe und   Wasserbüffel mitten auf der Straße stehen. Manchmal wird dann ein   Kamel wild oder eine Kuh bricht einfach zusammen und stirbt. Die Camera nehme ich schon gar nicht   mehr aus der Hand, weil sich dauernd irgendeine Situation ergibt,   die so seltsam ist, dass man einfach fotografieren muss, weil es   sonst keiner glaubt. Hier ein kleiner Filmausschnitt dazu:
Es wird schon dunkel, als wir uns Sariska nähern; jedem   entgegenkommenden Fahrzeug sehen wir mit Bangem entgegen, ob es   wegen der vielen Schlaglöcher ausweichen wird oder uns zum   Ausweichen zwingt. Dazwischen erscheinen plötzlich immer wieder   Eselskarren, Kamelgespanne, Fahrräder und Mofas ohne Licht, die den   Fahrer einen Links- oder Rechtsruck machen lassen und uns   durchschütteln.
Kurz vor 20:00 Uhr   treffen wir im Sariska Palace ein, einem Hotel, das aus einem   ehemaligen Maharadscha-Palast umgebaut worden ist, der von außen   sehr imposant aussieht, aber innen schon bessere Zeiten gesehen hat,   denn die Toilette ist undicht, die Bettwäsche hat Flecken und in den   Handtüchern ist noch der Lippenstift der Vorbewohnerin zu sehen. Der   Wasserhahn tropft, der Toilettendeckel ist gebrochen und das   Duschmittel ist schon gebraucht. Alles ist nicht gerade einladend,   aber wahrscheinlich müssen wir uns jetzt auf indische Verhältnisse   einstellen.
Hotel Sariska Palace
Jedenfalls ist drinnen das indische Buffet ganz ordentlich, wo wir   allein unter ein paar lautstark parlierenden Italienern sitzen, weil   es uns draußen zu kühl geworden ist, wo unsere deutschen   Reisegefährten sitzen.
Mittwoch, 24.2.
Bei Sonnenaufgang starten wir zu einer Tour mit dem offenen Jeep durch   das Wildreservat, wo es noch indische Tiger geben soll, was aber   natürlich ein Märchen für Touristen ist, obwohl der Wildhüter   beharrlich darauf besteht. 8 Jeeps mit jeweils 5 Personen stehen vor dem Tor und warten auf das Abfahrtssignal.

Natürlich beginnt die Tour für uns erstmal mit   einem Plattfuß, was kein Wunder ist, denn die Reifen haben alle kein   Profil mehr. Die dornige und steinige Strecke vertragen sie nicht   mehr.

Tiger gibt es ohnehoin nicht mehr in diesem Naturschutzgebiet, in dem ehemals 40 Tiere heimisch waren. Man müsste eigentlich viel mehr Zeit haben, um die seltsam anmutende   Stimmung in der Nebellandschaft bei der aufgehenden Sonne   einzufangen, aber leider schaukelt der Jeep gewaltig zwischen den Steinen, Schlaglöchern und tiefen Fahrspuren..

Sonnenaufgang und Morgennebel im Sariska Nationalpark

Teich im Morgennebel im Sariska Nationalpark
Wir beobachten erstaunlich viele Pfauen, Antilopen, tigerartig gefleckte Hirschen, Rehe und Affen; in einem Teich sogar Schwäne, Gänse, Enten und Krokodile. E ist erstaunlich, wie viel Wild doch noch hier zu finden ist. Hier ein paar Fotos von unserer Tour:
Zwei Stunden dauert die gewaltige Schaukelei des Jeeps zwischen Steinen, Schlaglöchern und   Flussbetten, dann geht es zurück zum Hotel. Dort wartet der Bus, der uns nach   Mandawa an den Rand der Wüste bringen soll.

Um 11:00 Uhr geht es los und wir wir müssen erst einmal mehr als 20 km über eine böse Schlaglochstrecke bis zur Landstraße zurücklegen. Unterwegs stehen Hirsche und Antilopen am Rand und lassen sich vom vorbeifahrenden Verkehr überhaupt nicht beeindrucken.Wir erleben bei der Durchfahrt durch die Dörfer den einheimischen Transportverkehr und die Vorbereitung für den heutigen Arbeitstag.
Auf den Straßen   von Rajasthan
Es ist schon gut,   wenn man einen einheimischen Führer bei sich hat. Besser noch einen   einheimischen Fahrer, der genauso kriminell fährt wie alle anderen   Verkehrsteilnehmer hier, sonst käme man als Europäer überhaupt nicht   weiter. Es gilt Linksverkehr - an den gewöhnt man sich allerdings   schnell.
Die Fahrerei ist   ein einziger Kampf um das mittlere Stück Straße, das einigermaßen   frei von Schlaglöchern ist. Es wird überall überholt: vor jeder   Kurve, jeder Steigung. Wenn einer entgegenkommt - was oft der Fall   ist - hat der einfach keine Wahl: Er kann nur bremsen oder in den   Schotterbereich neben der Straße fahren oder er wird angekratzt. Da   das keiner will, weicht er eben aus oder bleibt stehen. Raffinierterweise ist der Schwächere immer der im Gegenverkehr. Die   Fahrt ist total spannend, weil jeder durch Hupen oder Lichtsignale    signalisiert, dass er der Stärkere ist und der andere zur Seite zu   gehen hat. Schlechte Karten hat man meist bei Lkws, die sich nicht   aus der Ruhe bringen lassen. Dazwischen sind dann noch Eselskarren,   Trecker und Kamelgespanne, die total stur ihren langsamen Trott   fortsetzen, ohne sich im geringsten um das wütende Hupkonzert zu   kümmern. Die   sind die eigentlichen Sieger der Landstraße.
Man überholt je nach Gusto links oder rechts. Blinker betätigt eh   keiner (viele alte Kisten haben auch gar keine oder sie   funktionieren nicht mehr); außerdem wäre das viel zu viel Aufwand...
Rückspiegel hat man   nur teilweise an den Autos, Kamele und Esel haben sowieso keine. Der Fahrer sieht   natürlich nicht sehr viel, sondern schert versuchsweise rechts oder   links aus, um zu sehen, wie er am besten am Vordermann vorbeikommt.
Die Fahrt wird also nie langweilig, wenn man hinter dem Fahrer   sitzt; vor allem nicht, wenn irgendwann plötzlich eine der vielen   Kühe auftaucht, die irgendwo zwischen zwei Fahrzeugen hervorlugt und   anschließend stur und seelenruhig auf die andere Straßenseite   stolziert. Das bewirkt dann ein plötzliches Ausweich- oder   Bremsmanöver, was alle vor sich hindösenden Passagiere auf den   hinteren Plätzen auf der Stelle daran erinnert, wo man sich   befindet.
Nach 6 Stunden haben wir die 230 km geschafft und kommen um 17:00 Uhr in Mandawa an. Das ist ein Ort mit 25 000 Einwohnern am   Rande der Wüste Tharr, die hier beginnt und sich bis zur   pakistanischen Grenze hinzieht. Schon am Ortseingang der Shekawati-Stadt bleiben wir im Stau stecken. Unser Fahrer wartet noch eine Weile, aber dann geht nichts mehr. Wir müssen aussteigen und zu Fuß weitergehen. Hier das Video davon:
Das alte Fort aus dem 18. Jahrhundert wird zwar überall als Sehenswürdigkeit gepriesen, ist aber ziemlich verfallen und wenig gepflegt.

Den Mittelpunkt der   Stadt, durch den früher die alte Seidenstraße verlief, bildet das   inzwischen zum Hotel umgebaute Fort. Es gehört einer Rajputen-Familie und ist aufwändig mit orientalischen Mustern restauriert worden. Es wird für viele Feierlichkeiten von reichen indischen Familien genutzt.

Das Mandawa Fort Hotel
Unser Reiseführer Acay   schildert den Ort als "art gallery in the desert", weil die   Karawanen auf dem Weg von China zum Kaiberpass hier entlang kamen   und sich daraus ein Handelsschwerpunkt entwickelte. Die Kaufleute   sind im Mittelalter alle zu großem Reichtum gekommen und haben sich   tolle Häuser und Paläste mit schönen Ornamenten, Fresken und   Mosaiken geleistet, die als "Havelis" bezeichnet werden. Diese   prächtigen alten Kaufmannshäuser werden heute wieder aufpoliert,   sind aber blass und haben ihren alten Glanz völlig verloren.   Lediglich am Eingang des Palasthotels sind noch farbige Fresken zu   sehen, deren Farben einigermaßen leuchten.

Eingang zum Palasthotel
Der Blick vom Dach des Hotels über die Stadt ist ganz schön:

Blick vom Dach des Mandawa Fort Hotels über die Stadt
Wir machen zu Fuß einen Rundgang durch die  engen Gassen  und müssen verflixt aufpassen, weil es hier noch keine Entwässerung   gibt, sodass wir zwischen Kamelkot, Latrinenprodukten und   Hausabfällen hindurchtapsen. Kuhfladen findet man natürlich keine,   weil die wegen ihres Wertes sofort von den Frauen aufgelesen und zu   Brennmaterial verarbeitet werden.
Wir müssen uns zum   ersten Mal der Horden von bettelnden Kindern und Müttern mit Babys   erwehren, die alle fotografiert  werden wollen und   die Hand aufhalten. Sie werden begleitet von hartnäckigen   Verkäufern, die sprachgewandt Ketten, Ansichtskarten und allerlei   Souvenirs an den Mann bzw. Frau bringen wollen.
Bei dem Rundgang   durch den quirligen Oasenort ist unsere  Enttäuschung groß,   weil wir feststellen, dass die wundervollen alten Malereien ziemlich   verfallen sind. Ansonsten sieht die Stadt aus wie im Mittelalter. Nur wenige Straßen sind gepflastert oder geteert, die Nebenstraßen sind voll von Unrat und der Transport vollzieht sich mit Mauleseln oder Kamelen.
Demgegenüber ist   unser Hotel, das "Desert Mandawa Resort", ein Lichtblick. Es liegt   etwas außerhalb und ist in Form eines alten Wüstendorfes aus Lehm   gebaut.

Die Anlage ist vom gleichen Besitzer gebaut worden, der auch das alte Fort in Madawa zu einem komfortablen Hotel umgebaut hat. Man merkt, dass hier Architekten am Werk waren, die mit Geld und Einfallsreichtum ein schönes Resort geschaffen haben. Wir bekommen eine schöne Suite mit ordentlicher Dusche. Für ein Bad im Pool haben wir leider keine Zeit mehr.

Wir essen in dem Innenhof unter freiem Himmel zu Abend und   unterhalten uns angenehm mit verschiedenen Mitreisenden, die wir   hier treffen. Es ist nicht zu heiß und das Kingfisher-Bier ist   doppelt so groß (660 ml) und kostet die Hälfte von gestern (200   Rupien, also 3,20 €). Anschließend sinken wir in das riesige   geschnitzte Maharadscha-Bett und schlafen gut.
Donnerstag, 25.2.
Das indische Frühstück im Mandawa Desert Resort ist ganz ordentlich, aber der Kaffee ist überall eine Katastrophe. Wahrscheinlich verständlich für ein Land, in dem man Tee trinken sollte. Natürlich gibt es scharf gewürzte Linsen, Bohnen und das Fladenbrot dazu. Sogar Butter, Toast und Marmelade. Alles wird immer in Form eines Buffets aus vielen Töpfen mit Deckeln serviert, neben denen Schilder mit den Namen der Speisen stehen. Aber die kennt man halt nicht, weil es sich um indische Spezialitäten handelt. Eine Begebenheit muss ich aber erzählen:
Unter einem Topf steht ein Schild: "Boldags". Da ich nicht weiß, um was es sich handelt, hebe ich den Deckel ab und entdecke darunter einen Haufen Eier. Ich frage also einen Kellner, was das für Eier sind und er erklärt mir, das seien gekochte Eier, also "Boiled Eggs". Nicht schlecht - die Rechtschreibung der Inder, oder?
Wenn ich daran denke, erinnert mich das immer an den Witz mit dem Hauptschul-Englisch: Was heißt "How up do High Knee"? Es heißt: Hau ab, Du Heini! Hier ist es ähnlich. Das Englisch der Inder ist schwer verständlich, weil es bruchstückhaft, voll von Fehlern und seltsam in der Aussprache ist. Da habe ich das Englisch in Australien noch besser verstanden.
Nach dem Frühstück besichtigen wir erst einen Brunnen, der früher den Karawanen als Wasserstelle diente, heute als historische Sehenswürdigkeit gilt.

Ich weiß gar   nicht, wie die Leute früher mit dem Wasser umgegangen sind, das muss   doch sehr kostbar gewesen sein! Jetzt legen sie hier einfach keinen Wert   mehr auf Sauberkeit. Wenn man nämlich den 1850 errichteten großen   Oasenbrunnen sieht, der für die durchreisenden Karawanen errichtet   wurde, so ist er eine einzige stinkende Kloake   und wir sind entsetzt, dass den Touristen so etwas als sehenswert   angepriesen wird.
Von Mandawa nach   Jaipur

Während der fünfstündigen Fahrt für die 200 km nach Jaipur erzählt   Acay viele interessante Details über die Hindus und ihre Sitten. Er   selbst gehört zur Kaste der Singhs (der Krieger) und lässt natürlich   kein gutes Haar an den Sikhs. Vieles, was er über die   Heiratsgewohnheiten erzählt, klingt einfach unglaublich; allerdings   können wir auch seine Ausführungen über die Vollbeschäftigung der   Inder und die Überwindung der Armut in Indien nicht nachvollziehen.   Die Realität auf den Straßen spricht eine ganz andere Sprache. Außerdem ist vieles auch aus unserer Sicht recht fragwürdig, zumal er keine kritischen Anmerkungen zulässt. Wir   erfahren auch, dass die Rinder gar nicht heilig sind, sondern nur   die Kühe. Rindfleisch gibt es also, aber wir sehen nirgendwo   welches, weil die Inder keins essen.
Der Verkehr unterwegs ist immens, allerdings auch sehr spannend, denn der Fahrer sucht immer zwischen den vorausfahrenden langsamen Fahrzeugen und dem Gegenverkehr eine Lücke, um überhaupt voran zu kommen.Toiletten oder Raststätten gibt es wieder keine, sodass die Frauen wieder hinter die Mauer müssen, wenn ein Feld in Sicht ist, das eine Mauer oder einen Erdwall hat:

Toilette in Indien: "Männer vor die Mauer - Frauen hinter die Mauer" lautet die Ansage des Busfahrers bei einer Pause.
In den Dörfern bleiben wir oft im Verkehr stecken, in den Städten ebenfalls. Dann steigen wir mittendrin aus und lassen das Verkehrsgeühl um uns herum auf uns wirken. Es ist ungeheuerlich. Aber davon leben auch viele Verkäufer, denn sie kommen an unseren Bus und wollen alle etwas verkaufen.
Die Kühe sind   allerdings ein Völkchen für sich. Kühe grasen in Indien nicht auf   der Weide, sondern im Schutt neben der Straße, weil dort genug Müll   zu finden ist, von dem sie sich ernähren können. Meist sind sie   angebunden, damit sie nicht weglaufen können und ihre Haufen dort   hinterlassen, wo man sie   direkt auffegen kann. Schließlich sind Kuhfladen wertvolles   Brennmaterial, das sich gut  verkaufen lässt. In der Mitte   zwischen zwei Fahrbahnen bindet man sie nicht an, damit sie sich auf   dem "Grünstreifen" frei bewegen können.
In den Dörfern stehen sie an den Gemüseständen oder vor den   Geschäften; in den Städten stehen sie auf der Straße oder auf dem   Mittelstreifen zwischen den beiden Fahrbahnen. Wenn es dort nichts   mehr zu fressen gibt und sie die Blätter von den Oleanderbäumen und   die sonstige Bepflanzung des Mittelstreifens vertilgt haben, streut   man etwas Grünzeug dorthin und die Kühe sind wieder zufrieden. Jeder   lässt sie in Ruhe und sie selbst lassen sich auch nicht durch Lärm   oder Hupen aus der Ruhe bringen. Hier ein paar Fotos von unseren Beobachtungen:
Wenn man also in   eine Stadt hinein fährt, sieht die Situation so aus, dass man   erstmal auf der Fahrbahn Kühe sieht und darum herum fährt, weil ja   Linksverkehr herrscht. Der Gegenverkehr tut das auch und dann steht   man sich gegenüber, weicht aus und das Spiel beginnt von vorn. Das   ist sogar in Jaipur so, als wir in die Hauptstadt Rajasthans   hineinfahren, die 3 Millionen Einwohner hat. Hier hat aber jemand eine Kuh angefahren und das blutende Bein ist gebrochen oder verletzt, sodass die Kuh nicht mehr aufstehen kann. Das berüht einen doch schmerzlich, wenn man sieht, wie das Tier leidet und keiner kümmert sich darum. Hier das Video:
Der Verkehr ist wieder ungeheuerlich; der Fahrer muss sich immer   wieder eine Lücke im Gegenverkehr suchen, um überhaupt   voranzukommen. Oft bleiben wir im Verkehr stecken. Manchmal steigen   wir mittendrin aus und lassen das Menschen-, Tier- und   Fahrzeuggewühl um uns herum einfach auf uns wirken. Es ist nicht zu   beschreiben. Wir werden dann sofort von Kindern und Bettlern   umringt.

Als Touristen fallen wir nämlich auf und alle bedeuten uns   mit Zeichen, dass wir sie doch ja fotografieren sollen, stellen sich   sofort in Pose und deuten an, dass sie dafür etwas haben wollen.   Irgendwie ist uns das direkt peinlich. Viele sprechen uns auf   Englisch an, das kaum zu verstehen ist und wollen wissen, wo wir   herkommen und ob Indien toll ist. Danach kommen die Verkäufer mit   Ketten, Taschen aus Kamelleder, Anhängern und allerlei Schmuck. Auch   Schlangenbeschwörer sind dabei. Sie haben einen Korb unter dem Arm   und deuten an, dass sie fürs Öffnen des Korbes Geld haben wollen.   Wenn man nur fotografiert und nichts gibt, werden sie ärgerlich.   Gibt man ihnen Geld, kommen sofort einige weitere hinzu und wollen   auch etwas haben. Dann kann man sich nicht mehr vor ihnen retten,   weil sie sich an uns hängen wie die Kletten.
In Jaipur finden wir das Clark´s Hotel Amer mit dem Restaurant auf dem Dach sehr schön. Wir bekommen Zimmer 616 im 6. Stock und sind zufrieden. Anschließend schleppt uns unser Reiseführer Acay für 3 Stunden in verschiedene Touristenfallen mit Teppichen, Stoffen und Kunsthandwerk. Wir kaufen aber nichts.
Jaipur
Um 9:00 Uhr geht es   los zur Stadtbesichtigung, es ist schönes Wetter, blauer Himmel bei 26°C und den Smog sieht man nur, wenn man genau hinschaut. Wir fahren zum Hawa Mahal, dem "Palast der   Winde". Es ist nur eine Fassade, die der Maharadscha   1799 errichten ließ, damit seine Frauen das Leben auf der Straße   durch die vergitterten Fenster beobachten konnten. Es ist aber auch   viel los hier auf der Straße. Jaipur hat 5 Millionen Einwohner, was wir gar nicht erwartet hätten.

Dabei machen wir auch gleich Bekanntschaft mit den üblen Touristenschleppern und lästigen Verkäufern, die man kaum los wird.
Wir lernen von Acay, wie man in diesem Verkehrschaos ohne nach links   und rechts zu schauen über die Straße geht: Man geht einfach los und   vertraut darauf, dass die Fahrzeuge um einen herum fahren - wie um   eine Kuh, die über die Straße trottet, ohne sich um den Verkehr zu   kümmern. Es geht tatsächlich! Man darf nur nicht stehen bleiben,   denn die indischen Fahrer vertrauen darauf, dass man stur   weitergeht. Bleibt man stehen und schaut um sich, werden sie nervös   und wissen nicht, ob sie einen vorwärts oder rückwärts umrunden   sollen. Durch das Hupen darf man sich natürlich nicht verrückt   machen lassen.

Der Palast der Winde
Die Ostseite des fünfstöckigen Palstes ist das Wahrzeichen Jaipurs. Die kleinen vergitterten Fenster in den Erkern waren dafür da, dass in der damaligen Zeit die Hofdamen ungestört das Treiben auf der Straße beeobachten konnten, ohne gesehen zu werden.
Die nächste Sehenswürdigkeit ist das mächtige Amber Fort. Auf dem Weg zu der 11km entfernten Kleinstadt Amber kommen wir an einem Milchmarkt und einem Getreidemarkt vorbei. Alles wird von den Bauern oder Händlern einfach am Straßenrand ausgebreitet:
Die große Sehenswürdigkeit in Jaipur ist das mächtige Amber Fort. Solch eine große Festungsanlage mit einem riesigen Gelände und kilometerlangen Mauern haben wir noch nie gesehen - dagegen nehmen sich mittelalterliche Burganlagen in Europa wie armselige Lego-Spielzeuge aus.

Blick auf das Amber Fort von der Straße aus
Das Fort wurde von Raja Man Singh I. im 16. Jahrhundert erbaut und später von seinem Enkel weiter ausgebaut. Beide sollen auch den Königspalast in Jaipur gebaut haben. Der Aufgang auf den Hügel ist ziemlich steil und wird clever von den Tourismusmanagern organisiert.

Man lässt nämnlich gar keinen Touristen zu Fuß den Berg hinauf gehen, sondern schon unten am Parkplatz wird ein komplettes Besuchspaket gebucht, das den Aufstieg auf dem Elefantenrücken enthält und die Rückfahrt mit einem Jeep sichert.

Dazu stehen im Hof 97 Elefanten mit ihren Führern zur Verfügung, die gleichzeitig für Souvenirs, Erinnerungsfotos und fachgerechte Informationen sorgen.
Auf dem folgenden Bild kann man die Ausdehnung der riesigen Befestigungsanlage bei einem Blick von den Mauerkronen auf die Stadt Jaipur und die kilometerweite Mauerbegrenzung des Forts auf den benachbarten Bergen sehen:

Vom Fort aus geht eine Befestigungsmauer auf den rechten Berg hoch zu einem Wachtturm, von dort zum nächsten Wachtturm und weiter durch das Tal auf die Hügel der linken Seite. Den Verlauf der Mauer kann man an den Wachttürmen erkennen. Irgendwie erinnert die Anlage an die Große Chinesische Mauer. Hier einige Fotos vom Innern der Anlage:
Bei der   Besichtigung der Innenhöfe sind wir sehr enttäuscht, dass alles in   solch einem verwitterten Zustand ist. Nur an wenigen Stellen, an   denen mit Geld der UNESCO etwas restauriert wird, erkennt man die    ursprünglichen reichen Verzierungen und kann sich in der Phantasie   vorstellen, wie die alten Mogulkaiser und Maharadschas hier gelebt   haben.
Ähnlich ist   das auch im Sommerpalast des Maharadschas Man Singh II. mitten  auf einem See.

Der Sommerpalast in einem See von Maharadja Man Singfh II
Anschließend schleppt uns Acay wieder in eine Edelsteinschleiferei, wo wir Schmuck oder Kunsthandwerk kaufen sollen. Da aber alles sehr altertümlich, orientalisch und wenig nach europäischen Geschmacksvorstellungen ist, kaufen wir nur wenig. Draußen warten Frauen mit ihren Kindern auf dem Arm und betteln die Touristen an. In den Straßen hier am Rand der Altstadt sieht alles sehr schmutzig aus.
Als wir nach dem Mittagessen durch die Stadttore in die Altstadt fahren, nimmt das quirlige Leben noch zu. Hier ein paar Eindrücke:
Jaipur ist eine typische schmutzige Großstadt wie die anderen indischen Städte. Neben dem Dreck, den die Kühe machen (der aber von den Frauen wieder aufgefegt und zu Brennmaterial verarbeitet wird), ist der Taubenkot ungeheuerlich. Beim Besuch des Stadtpalastes muss man aufpassen, dass man nicht eine Ladung aus der Luft mitbekommt - wo man doch schon damit beschäftigt ist, nur auf den Boden zu schauen, damit man nicht hinein tritt. Wahrscheinlich kann man sich zu Hause in Deutschland kein Bild davon machen, wie das hier aussieht: Nicht Hunderte, sondern Tausende von Tauben sitzen auf der Stadtmauer, auf den Bäumen und Dächern und werden bei jeder Landung auch noch gefüttert, damit sie mehr und flüssiger sch...en können. Es ist grässlich und verdirbt einem jeden Spaß an einer Stadtbesichtigung.

Der Stadtpalast ist etwas besser erhalten und besser gepflegt als das Fort auf dem Berg vor der Stadt. Typisch ist die Bauweise mit den rosafarbenen Sandsteinen und dem Marmor. Überall in Rajasthan hat sich die rosa Farbe als Nationalfarbe für Häuser und Anstriche durchgesetzt.

In der Halle spielt eine Kapelle indische Rhythmen und Frauen und Männer tanzen dazu. Hier ein kurzes Video davon:
Wir besichtigen noch das Observatorium und die Altstadt, die als   "pink city" bezeichnet wird, weil der Maharadscha sie zu Ehren des   Prinzen Albert, der 1853 zu Besuch kam, pinkfarben anstreichen ließ.   Aber von der Farbe ist heute nicht mehr viel zu sehen.

Blick vom Observatorium Jaipur auf den Stadtpalast und das Amber Fort
Das Observatorium ist ein Freizeitpark mit großen steinernen Beobachtungsgeräten für den Sternenhimmel. Der Maharadja Sawai Jai Sing II. war nämlich ein begeisterter Amateurastronom und natürlich auch an Astrologie interessiert wie viele Inder bis heute. Bereits 1730 wurde das Observatorium gebaut; unter anderem sind hier eine 30m hohe Sonnenuhr und zwei begehbare Halbkugeln aus Marmor zu sehen, mit denen die Position der Sonne und des Polarsterns bestimmt werden können.

Unsere Reisegruppe vor der Sonnenuhr im Observatorium von Jaipur
Wir  sind beeindruckt von dem Reichtum der Maharadja-Familie, die ihre Besitztümer und ihren Einfluss bis in die heutige Zeit geschickt hinübergerettet hat. Der Unterschied zwischen Reich und Arm ist natürlich in Indien eklatant, wird aber als schicksalsgegeben von den meisten Menschen hingenommen. Die hinduistische Götterwelt tut das Seinige dazu. So besichtigen wir zum Abschluss unserer Stadtrundfahrt noch einen Hindutempel, den ein Industrieller gestiftet hat.

Hindutempel in Jaipur
Durch die Vorinformationen von Acay während der Busfahrten haben wir jetzt schon einige Kenntnis über den hinduistischen Glauben mit dessen Göttern Brahma, Shiva, und Vishnu.
Die drei stehen als Symbol für die Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung . Sie sind die wichtigsten Götter, wobei Brahma heutzutage nicht mehr so viel angebetet wird. Vishnu ist etwas volkstümlicher und wird in Indien als höchste und allmächtige Gottheit verehrt. Shiva ist der Gott der Zerstörung und wird dargestellt mit einem dritten Auge, einer Schlange um den Hals und einem Dreizack in der Hand. Neben dem Symbol für das Zerstörerische steht er gleichzeitig auch für das Unendliche und Ewige. In der Übersetzung bedeutet "Shiva" nämlich "der Gütige oder Freundliche".
Hier in Rajasthan ist uns auch oft der Gott Ganesha begegnet, der als Glücksbringer angesehen wird. Man erkennt ihn an seinem Elefantenkopf und an den Gegenständen, die er in seinen Händen hält. Das ist ein abgebrochener Stoßzahn, ein Beil, eine Blütenkette und eine Süßspeise.

Deshalb können wir auch das Denkmal am unteren Ende des Geländes sofort als Götterbild von Shiva identifizieren.
Nach dem Besuch des Tempels hat keiner mehr Lust, mit Verkäufern im Schlepptau durch den Bazar in der Altstadt zu bummeln, sodass wir alle ins Hotel zurückfahren.
Abends haben wir   noch ein großes Problem im Hotel, denn da in der Zwischenzeit wie   üblich in Indien der Strom ausgefallen war, hat auch der Zimmersafe   den elektronischen Code verloren, den Inge eingegeben hatte, als sie   alle unsere Wertsachen samt der Pässe darin eingeschlossen hatte. Er   ließ sich jetzt nicht mehr öffnen. Glücklicherweise schaffte es nach   vergeblichen Bemühungen des Sicherheitschefs eine Hotelangestellte,   den Safe wieder zu öffnen. Große Erleichterung bei uns!
Samstag, 27.2.
Nach dem typisch indischen Frühstück starten wir um 9:00 Uhr. Es dauert lange, bis wir mit dem Auschecken fertig sind. Die Strecke von 180 km nach Bharatpur ist für heute mit 4 Stunden angesetzt, weil es über den Highway 21 geht.

Von Jaipur nach Bharatpur
Der chaotische   Verkehr staut sich hier wie überall auf den Ausfallstraßen. Mit Sicherheit könnt ihr euch nicht vorstellen, wie das hier aussieht: Alle Fahrzeuge sind   nicht nur doppelt und dreifach übersetzt, sondern oft zehnfach. Das   bedeutet: Auf Mofas und Rollern sitzen nicht zwei, sondern 4 oder 5   Personen, in einer Rikscha durchaus drei oder vier Personen, sodass   der Rikschafahrer seine Rikscha schieben muss, weil sie zum Fahren   zu schwer ist.
Wir staunen an der Schranke mit der Zahlstelle zum Highway 21, wie das hier mit den Autobahngebühren aussieht:

Autobahnauffahrt mit Zahlstelle in Indien
Der Highway 21 ist zwar als Schnellstraße vierspurig ausgebaut für die man eine Maut zahlen muss, aber an den Knotenpunkten mit den Dörferrn geht es nur langsam voran.
An dem Affengott- Tempel machen wir einen Fotostopp: Der Affengott Hanuman ist einer der populärsten Götter Indiens. Er ist der Sohn des Gottes der Winde und steht als Symbol für den menschlichen Geist. Der Gott Hanuman kann sich sehr klein oder auch sehr groß machen.

Danach geht es etwas zügiger voran. Obwohl wir ja eine Autobahngebühr bezahlt haben, ist der Highway keineswegs mit einer Autobahn zu vergleichen, denn alle möglichen Tiere und Fahrzeuge befinden sich auf der Fahrbahn, die Menschen klettern über den Mittelstreifen oder Kühe stehen oder sitzen darauf. Manchmal ist auf dem Mittelstreifen auch ein Zaun errichtet worden, damit keiner hinüberklettert - dann hängt Wäsche zum Trocknen darauf.
Um die Verkehrsvorschriften kümmert sich grundsätzlich keiner. Der Bauer, der uns angeboten hat, sich mit einem Affen vor dem Tempel mit dem Affengott fotografieren zu lassen, spaziert anschließend seelenrugig mit seinem Affen auf der Stange über die Autobahn, ohne sich um den fließenden Verkehr zu kümmern:

Bauer mit Affen auf der Stange auf der Autobahn
Hier ein paar Beispiele für den Verkehr in Indien:
Ein besonderes Kennzeichen von Rajasthan sind die selbstgebauten Autos. Da es hier keinen TÜV gibt, überwacht auch keiner die Verkehrstüchtigkeit der Fahrzeuge. Die meisten haben ja keine Versicherung, wenn irgendetwas passiert. Jeder ist eben für sich selbst verantwortlich. Acay erzählt uns, dass es eine Initiative gegeben habe, diese Fahrzeuge nicht mehr auf die Autobahn zu lassen oder den Selbstbau nicht mehr zu genehmigen. Da habe es einen großen Aufstand in der ländlichen Bevölkerung gegeben. Vor der nächsten Wahl habe ein Abgeordneter verkündet, wenn er gewählt würde, würde er den Selbstbau der Fahrzeuge weiterhin erlauben. Die Bauern und der größte Teil der Landbevölkerung haben ihn daraufhin gewählt und so wurde es weiterhin zugelassen, dass derartige Selbstbaufahrzeuge die Straßen bevölkern. Die sehen sehr wirtzig und bunt aus:
Wegen der chaotischen Verkehrsverhältnisse benötigen wir auch heute für die 180 km nach Bharatpur 4 1/2 Stunden,   obwohl wir ein Stück Schnellstraße fahren, für die man bezahlen   muss. Das ist dann eine vierspurige Straße mit Mittelstreifen, über   den die Menschen hemmungslos drüberklettern. Manchmal ist ein   Geländer oder Zaun auf dem Mittelstreifen montiert, um das zu   verhindern. Der wird dann vorzugsweise zum Trocknen von Wäsche   benutzt.
Als uns der erste   Geisterfahrer entgegenkommt, halten wir den Atem an, denn auch mit   60 km/h ist so ein entgegenkommender lichthupender Wagen, der   plötzlich auf der Überholspur neben den Betonplanken auftaucht,   nicht zu verachten. Der Fahrer nimmt es gelassen und weicht aus -   und wir staunen fortan nicht mehr über die ab und zu   entgegenkommenden Trecker, Kamelkarren und Autos. Die Bauern und   Autofahrer nutzen einfach die Gegenfahrbahn, weil sie keinen Umweg   bis zur nächsten Ausfahrt machen wollen, an der sie wenden können.   An vielen Stellen haben auch die Bauern einfach mit Treckern den   Mittelstreifen durchbrochen, damit man von einer auf die andere   Seite kann.

Auf dem Bild   sieht man ein typisches Beispiel: Der Bauer mit dem Kamelkarren ist   ein  "Geistergänger", der uns auf der Überholspur der Schnellstraße entgegenkommt, obwohl er auf der anderen Seite jenseits des   betonierten Mittelstreifens gehen müsste. Aber er schert sich   einfach nicht darum. Und alle anderen Leute auch nicht. Sie hupen   zwar wie verrückt, aber danach kümmern sie sich nicht weiter darum.
Das hätten   wir ja alles noch ertragen, aber als unser Busfahrer dann auch zum   Geisterfahrer wird, weil er ebenfalls die Strecke zum Hotel abkürzen   will, das auf der anderen Fahrbahnseite liegt, wird es uns doch   leicht anders. Wir sind alle ziemlich aufgebracht im Bus wegen dieses unfassbaren Verhaltens. Das wäre aber völlig normal, erklärt uns Acay, unser   Guide und erzählt dazu folgenden Witz:
Der Papst und ein Busfahrer kommen in den Himmel. Petrus bittet den   Busfahrer in einen fein eingerichteten Salon, Gottvater erscheint   und heißt ihn willkommen. Den Papst sieht er verächtlich an und sagt   ihm, er gehöre hier nicht hin. Auf die erstaunte Frage von Benedikt,   was er denn verbrochen habe -  er habe doch schließlich alles   getan, um den katholischen Glauben dort unten zu verbreiten - ,   antwortet Gottvater: "Das hast Du leider nicht, lieber Benedikt.   Wenn Du Deinen Job gemacht und eine Messe gelesen hast, sind die   Leute alle eingeschlafen. Wenn der Busfahrer aber seinen Job gemacht   und gefahren ist, haben alle Leute zu mir gebetet!"
Unser Hotel heißt   "Udai Villas Palace" und hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen.   Es liegt ca.30 km vor Bharatpur auf dem Land. Nach einer 1 1/2   stündigen Ruhepause will Acay mit uns von hier aus in ein Dorf   fahren, damit wir das Landleben kennenlernen.
In einem Dorf bei Bharatpur
Mit dem Jeep machen   wir einen Ausflug ins Dorfleben. Der Besitzer des Hotels "Udai   Villas Palace" stammt aus einem Dorf, das nicht weit entfernt von   Bharatpur ist und gestattet uns, seinen alten Vater zu besuchen, der   noch auf dem Bauernhof lebt, wo er selbst groß geworden ist. Als   Gastgeschenk schickt er drei Kellner aus dem Hotel mit, die sich mit   Tee und Geschirr bewaffnen, mit uns fahren, um uns dort zu bedienen,   damit der alte Herr keine Arbeit hat. Der ist 84, sehr rüstig und   scheucht erstmal mit Steinen alle Kinder weg, die sich neugierig um   uns Touristen scharen und uns angaffen, als wären wir die   seltsamen Fotoobjekte und nicht umgekehrt. Hier ein paar Fotos von unserem Besuch:
Wir fragen einen Bauern nach seinem Lebensunterhalt. Er antwortet uns, dass er zusammen mit seiner Frau und 5 Kindern von den 5 Kühen lebt, die er besitzt. Sie verkaufen die Milch und den Kuhdung. Besser gestellt ist natürlich der Vater des Hotelbesitzers, der 10 ha Land besitzt, auf denen er Kartoffeln und Weizen anbaut. Er hat nur 3 Kühe, aber einen Vorzeigebauernhof für die Touristen.
Wir trinken Tee mit dem Bauern und stellen einige Fragen nach der Größe des Hofes, der Anzahl der Kühe und dem bäuerlichen Leben hier im Dorf. Er beklagt, dass alle in die Stadt ziehen wollen, obwohl das Leben hier einfacher ist und keiner zu hungern braucht. Aber die Landflucht bleibt dennoch ein Problem.
Für uns ist der Besuch hier wie eine Begegnung mit dem Mittelalter und wir schämen uns. Das Dorf mit den bettelnden Kindern und den neugierig blickenden Einwohnern, in das die fotografierenden Touristen einfallen, ist  wie in ein Freilichtmuseum, in dem die reichen Europäer die primitive Armut spüren und sie erschauern lässt.

Behelfswohnungen am Rande der Dörfer
Unterwegs sehen wir viele aus Kuhfladen gebaute Häuser oder Viehställe. Wer sich kein Haus aus Lehm oder Steinen leisten kann, wohnt mit dem Vieh zusammen darin. Das scheint aber immer noch besser zu sein als die primitiven Zeltbehausungen, die man auch vielfach beobachtet.
Unser anschließender Besuch im Keoladeo Ghana Nationalpark, der ganz in der Nähe ist, ist ein trauriges Kapitel, denn es ist eine Touristenfalle. Hier wird die UNESCO betrogen, die Fördergelder in den Park als Weltkulturerbe steckt, weil es ein Vogelparadies und Refugium für seltene Störche sein soll.

Gerade mal ein Pärchen sibirischer Schwarzkopfstörche ist noch da, alle anderen Vögel kommen nicht mehr her, weil der riesige See fast ausgetrocknet ist und nur noch ein winziges Feuchtbiotop vorhanden ist. Mehr als 350 Vogelarten sind früher in diesem Vogelparadies  beobachtet worden, 130 davon als Brutvögel. Heute wird nicht mehr viel daran getan, dieses Gebiet zu erhalten. Ein paar Enten, Reiher und Schildkröten sind noch zu beobachten. Für uns ist allerdings die Rikschafahrt durch den Park in der warmen Nachmittagssonne ganz angenehm.
Abends essen wir in dem Hotel Udai Villas Palace sehr indisch. Zunehmen werden wir in Indien bestimmt nicht. Wir sind die einzige Gruppe in dem Hotel, das auch schon bessere Tage gesehen hat.
Von Bharatpur nach Agra
Auf der Fahrt von Bharatpur zur ehemaligen Hauptstadt Agra kommen wir schon morgens ganz früh an der Festung Fatehpur Sikri vorbei, einem alten Palast von Großmogul Akbar aus dem 16.Jhdt., der nur noch aus Mauerresten besteht, aber mächtig aussieht. Immerhin ist die riesige Sandsteinanlage als Weltkulturerbe wiederum mit Hilfe der UNESCO wenigstens ordentlich restauriert worden und es ist kein Müll zu finden.

Der fünfstöckige Palast in der Festung Fatehpur Sikri
Im 16. Jahrhundert war Fatehpur Sikri die Hauptstadt des Mogulreichs unter Großmogul Akbar I., der auch diese Festung bauen ließ. Berühmt ist dieser Palast mit seinen 176 Säulen. Hier einige Bilder von unserer Besichtigung:
Leider sind auch hier alle Wandmalereien verschwunden, die einen Eindruck von der inneren Gestaltung der Räume vermitteln könnten. Einige Säulen sind noch vorhanden. Im Innern entstehen inzwischen sogar blühende Gartenanlagen, sodass man sich vorstellen kann, wie prächtig alles früher ausgesehen haben mag.
Ärgerlich sind natürlich wieder die vielen Händler und bettelnden Kinder, die sich zäh an unsere Fersen heften.
Danach ist es bis zum Roten Fort in Agra nicht mehr weit. Hier sind die Händler und Bettler noch aggressiver: Als jemand von Inge und mir ein Foto vor dem Fort machen will, schiebt sich sofort ein Bettler ohne Beine vor uns und hält die Hand auf, weil wir ihn fotografiert haben. Das ist ziemlich deprimierend.

Rotes Fort in Agra
Die Festungsanlage ist gewaltig; zwei Verteidigungsringe und ein Wassergraben (früher mit Schlangen und Krokodilen) zwischen meterdicken Mauern.
Im Innern gibt es verschiedene Paläste, die der Mogul Shah Jahan für seine drei Frauen erbauen ließ (eine Moslemfrau, eine Hindufrau, eine Christenfrau).  Hier ein paar Fots von unserem Rundgang durch das Fort:
Taj Mahal
Der Höhepunkt aller   Besichtigungen in Agra ist natürlich das Taj Mahal, das Mausoleum   des Großmoguls  Shah Jahan für seine 1631 verstorbene Ehefrau Mumtaz   Mahal.

Warteschlange vor dem Taj Mahal
Die   Warteschlangen an den Ticketschaltern sind unendlich lang, aber Acay   hat es wie auch immer geschafft, dass wir über einen Sondereingang   sofort hineinkommen. Wir bezahlen aber auch das Zehnfache pro Person   an Eintritt, das ein Inder bezahlt. Dafür bekommen wir eine Flasche   Wasser und ein Paar Überziehstrümpfe, damit wir beim Betreten des   Mausoleums die Schuhe anlassen können. Schon beim Betreten des   mächtigen Eingangstores aus rotem Sandstein, das die äußere   Begrenzung der riesigen Anlage bildet, spüren wir die Spannung und   Erwartungshaltung unter den Tausenden von Besuchern, die sich   hindurchdrängen.

Es kann natürlich auch sein, dass heute wegen des   Sonntags so viele Besucher da sind. Und morgen ist Holi, das   Farbenfest, da ist auch Feiertag und arbeitsfrei. Durch das hohe Tor hindurch kann man in der Ferne schon einen Blick   auf das Mausoleum erhaschen.

Aber als wir dann   das Tor hinter uns haben und in der dichten Menschenmenge einen   freien Blick auf das Mausoleum bekommen, sind wir fasziniert. Wir   bleiben erstmal staunend auf der Treppe stehen und lassen das in   weißem Marmor vor dem blauen Himmel erstrahlende Bauwerk auf uns   wirken. Leider werden wir unsanft in die Wirklichkeit zurückgerufen,   weil jeder aus der schiebenden, filmenden und fotografierenden   Menschenmenge gerade unseren Standpunkt haben will, da sich das   Mausoleum unterhalb der Treppen im Wasser der Springbrunnenanlage   spiegelt. So suchen wir uns erst einen Platz für ein   Erinnerungsfoto, bevor wir uns an die Besichtigung machen. Man muss sich nämlich einen günstigen Moment zwischen den Menschenmassen aussuschen, um einen freien Blick auf die Parkanlage mit den Wasserbecken und dem leuchtend weißen Marmorpalast im Hintergrund zu erhaschen. Hier ein   paar Bilder davon:
Das riesige   Mausoleum ist 1631 auf einer 5m hohen und 100x100m großen Marmorplattform   errichtet worden zu Ehren der Lieblingsfrau des Großmoguls, mit der   er 18 Jahre verheiratet war und die ihm 14 Kinder gebar. Bei der Geburt ihres 14. Kindes ist sie gestorben. 20000   Handwerker und mehr als 1000 Elefanten haben 17 Jahre an dem Bau  gearbeitet. Von Acay hören wir die tränenreiche Geschichte und die   Legenden, die sich um dieses Bauwerk ranken. Als ausländische Besucher haben wir am Ticketschalter jeder eine Flasche Wasser und ein paar Überzüge bekommen, sodass wir die Schuhe nicht ausziehen müssen, um ins Innere zu kommen. Dort ist das  Fotografieren streng verboten und wir erhaschen einen   Blick vom Sarkophag, der mit Tausenden von Edelsteinen geschmückt   ist, die als Intarsienarbeit in den Marmor eingelegt sind. Dank   meiner kleinen digitalen Lumix kann ich ein Bild davon zeigen. Der   Schrein in der Mitte ist von der Ehefrau, der größere Schrein links,   der die ursprüngliche Symmetrie zerstört, ist vom Großmogul selbst,   der später (1666) neben seiner Frau beerdigt wurde.
Zum Schluss   spazieren wir noch eine halbe Stunde durch den 18ha großen Blumengarten   und sind immer wieder fasziniert vom Anblick des Mausoleums. Mit   Recht ist damit der Höhepunkt unserer Rajasthan-Rundreise erreicht.
Anschließend fahren wir ins Hotel Clark´s Shiraz Agra, das uns gut gefällt, weil es so wie das Jaipur ist. Nach einer Stunde Ruhepause treffen wir uns zu einer Fahrt in die Intarsien-Werkstatt, die die Edelsteine schleift und in verschiedene Marmorplatten einbaut. Durch die Arbeiten am Taj Mahal hat sich eine uralte Technik von Edelsteinintarsien in Marmor entwickelt, die nirgendwo so perfektioniert wurde wie hier. In einer Edelsteinschleiferei schauen wir den Arbeitern zu. Es sind viele kunstvoll gearbeitete Stücke dabei, aber wir haben leider keine Verwndung dafür.
Auf der Rückfahrt nehmen wir im Laden des Bruders von Mokesh, dem Reiseleiter der anderen Gruppe, noch ein Paket Tee aus Kasmir mit, der mit verschiedenen Gewürzen gemischt ist und gut gegen Grippe sein soll.
Nach dem Abendessen - mit einer guten insischen Auswahl heute -  treffen wir uns zum Abschiedsabend in einem Restaurant nicht weit vom Hotel. Es gibt Rum und Cola und die Gruppen, die morgen mit dem Zug weiterreisen, verabschieden sich.
Am Abend teilt uns   Acay zu unserer Verwunderung mit, dass wir aber morgen früh nicht   weiterfahren können, weil das Holi-Fest heute Nacht ab 24:00 Uhr bei   Vollmond beginnt und dass morgen alle Leute betrunken sind und sich   mit Farbe beschmieren, ähnlich wie das bei uns im Karneval auch der   Fall ist. Man könne dann nicht riskieren, sich in den Verkehr zu   begeben. Er lädt uns ein, morgen Vormittag am Holi-Fest   teilzunehmen. Wir sollten uns einfache weiße Baumwollhemden besorgen   und er vereinbart mit uns für morgen früh um 10:00 Uhr einen   Treffpunkt in einem Restaurant nicht weit von unserem Hotel.
Ob wir mitmachen, wissen wir noch nicht, aber einige aus unserer   Gruppe haben sich schon spontan bereit erklärt.
Montag, 1.3.
In der Nacht vom 28.Februar auf den 1. März ist Vollmond und heute wird das Holi Fest gefeiert. Das is t das "Farben-Fest" .Es gleicht irgendwie dem Karneval in den christlichen Ländern. Alle Leute maskieren sich nämlich oder malen sich an.Auf dem Markt haben wir nämlich schon viele Farben und dazugehörige Spritzen gesehen.

Farbenverkäufer zum Holi - Fest
Von Agra nach Delhi
Das Holi-Fest   (Karneval auf indisch)  werden wir so leicht nicht vergessen.   Es war noch viel verrückter, als wir angenommen hatten. Am Abend   zuvor hatten wir Abschied gefeiert und uns mit reichlich "Old   Monk"-Rum (der übrigens gut schmeckt) und Cola von Acay und Mokesh,   den beiden Reiseführern verabschiedet. Die Gruppen fielen hier   auseinander, weil manche in Agra blieben, andere eine weitere Tour   machten, nach Kerala flogen oder - wie wir - nach Delhi   zurückfuhren. An diesem Abend hatten sich 8 Personen aus unseren   beiden Reisegruppen verabredet, am anderen Morgen am Holi-Fest   teilzunehmen.
Acay erklärte   uns, dass dieses Fest am letzten Februarwochenende bei Vollmond   gefeiert würde und den Abschied von der Winterzeit, den Erntedank   und den Beginn des Frühlings markieren würde. Inge und ich blieben   im Hotel, verfolgten aber im Fernsehen die Übertragung des Festes   aus verschiedenen Städten. Was wir sahen, war eine Katastrophe: Die   Leute besprühten sich mit Farbpulvern aller Art, malten sich an,   beschmierten sich, tanzten, tranken und johlten bis zum Umfallen.   Man konnte beobachten, wie aus den Fenstern Farbeimer auf die   johlenden Massen unten auf der Straße ausgeschüttet wurden. Wir   waren fassungslos, denn solch eine idiotische Farbensprüherei hatten   wir doch nicht erwartet. Es war richtig beängstigend.
Als   unsere Bekannten dann um 12:00 Uhr mittags vom Holi-Fest   zurückkamen, konnten wir sie nur noch bedauern. Erstens waren sie   kaum wiederzuerkennen unter der dicken Farbschicht und den bunten   Haaren und zweitens waren die Farben so intensiv, dass sie nicht   mehr von der Haut zu entfernen waren. Sie erzählten, dass man erst   nett getrunken hätte, dann sich mit Farbpuder aller Art besprüht   hätte und natürlich auch mit Farbspritzern bekleckst hätte. Dabei   wäre viel gelacht worden und man hätte Spaß gehabt. Dann wäre   allerdings jemand mit einem Wasserschlauch gekommen und hätte auf   sie draufgehalten. Man könne sich vorstellen, wie das gewesen wäre.   Man hätte Augen, Mund und die Nase restlos voll gehabt.
Während wir froh waren, dass wir nicht hingegangen waren, mussten   sich nun alle schrubben, um bis zu unserer Abfahrt um 14:00 Uhr   wieder einigermaßen sauber zu sein. Das gelang natürlich keinem; so   fügten sich alle in ihr Schicksal. Das dicke Ende kam dann noch,   weil vom Hotel das Personal aufgeregt angelaufen kam und eine   Extra-Reinigungsgebühr verlangte für die versauten Badewannen und   Handtücher, die unsere Reisegefährten in den Zimmern zurückgelassen   hatten. Die Zimmermädchen hatten sich beim Hotelmanager beschwert,   der nun bei der Abfahrt des Busses vor der Tür stand und eine   saftige Prämie für den zusätzlichen Reinigungsaufwand kassierte.
Als   wir nun endlich um 14:00 Uhr unsere 200km Tagesroute nach Delhi antreten wollten, hielt   uns die Polizei an.

Die Beamten erklärten, die Fahrt durch die Stadt bis zur   Schnellstraße wäre wegen der vielen Betrunkenen nicht möglich, die   Straßen wären gesperrt und wir müssten einen Umweg über eine kleine   Landstraße fahren. Das kostete uns eine zusätzliche Stunde   unangenehmer Schlaglochschaukelei.

Unterwegs begegneten uns   natürlich viele angemalte oder besprühte Holi-Fans, die auch nicht   immer nüchtern waren. Als wir dann auf der  Schnellstraße waren   und die erste Zahlstelle passierten, sahen wir, wie mitgenommen die   Kabinen der Kontrolleure waren, die dort die Maut kassierten.

Zahlstelle an der Autobahn nach dem Holi-Fest
Die   Computer und Bildschirme waren nicht mehr zu gebrauchen. Bis auf eine einzige Durchfahrt waren alle anderen nicht mehr   benutzbar. Da musste einiges in der Nacht los gewesen sein!

Die Gesichter vieler Motorradfahren waren unterwegs gar nicht mehr zu erkennen.
Einen Vorteil hatte es allerdings für uns: Wir schafften die 200km   in 5 Stunden, weil auf den Straßen nicht viel los war. Manche Dörfer   schienen wie ausgestorben, weil alle ihren Rausch ausschlafen   mussten.
Dennoch sind wir erst knapp vor 22:00 Uhr in unserem Hotel in Delhi,   weil das Abholen mit der Agentur "La passage to India" wieder nicht   richtig klappt. Aber trotzdem sind wir ganz zufrieden, denn das   Zimmer ist ordentlich und für den nächsten Morgen um 8:00 Uhr haben   wir ein Taxi zum Domestic Airport bestellt, von dem aus wir weiter   nach Goa fliegen wollen.
Dazu habe ich eine eigene Webseite verfasst: Urlaub in Indien - Goa. Schauen Sie sich diese Seite mal an,   wenn Sie Interesse haben! Vielleicht wollen Sie ja auch einmal nach   Goa!
Was uns in Indien aufgefallen ist:
Wenn man in ein fremdes Land fährt,   vergleicht man die Eindrücke immer mit denen aus dem eigenen Land.   Oft findet man Ideen wesentlich pragmatischer umgesetzt als in   Deutschland, manchmal erkennt man auch, welch kleine "Puppenstube"   Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern ist und wie kleinlich   unsere Vorstellungen doch sind.
Andererseits kommt man auch oft zu der Erkenntnis, dass das Leben in   Deutschland gar nicht so schlecht ist und man froh sein kann,   Deutscher zu sein und in Deutschland zu leben. So ist vieles relativ   und heute bin ich dankbar dafür, dass ich die Gelegenheit hatte, in   meinem Leben viele Länder gesehen zu haben und mir ein Bild vom   Leben der Menschen in diesen Ländern machen konnte. Das bildet doch   irgendwie und schafft ein anderes Weltverständnis.
Deshalb ist auch die Aussage Alexander Humboldts sehr wahr: "Gefährlich sind die Weltanschauungen derer, die die Welt nicht   angeschaut haben."

Das haben wir im Februar/März 2010 in Indien festgestellt:
                                                                                                                            1 €uro = 60 Rupien
                                                                                                                      100 Rupien = 1,66 Euro
  • Die Touristen werden grundsätzlich kräftig   geschröpft. Das fängt schon am Flughafen an, wo eine Taxi-Mafia   doppelte Fahrpreise von allen Touristen fordert. Wenn man das   nicht weiß, kann man sich dem kaum entziehen, weil die Preise   untereinander abgesprochen sind. Erst wenn man auf der Straße   ein Taxi anhält, erfährt man einigermaßen realistische Preise.
  • Alles ist sehr schmutzig; die Bürgersteige   sind überall Schutthalden, die zum Gehen nicht geeignet sind.
  • Der Verkehr in Delhi ist ein einziges Gehupe   und Getöse, das Chaos funktioniert aber irgendwie: Jeder hupt   entweder, weil er Angst hat, dass er zur Seite gedrängt wird   oder er will dem anderen Angst machen, dass dieser zur Seite   gehen soll.
  • Lastwagen dürfen am Tag nicht durch Delhi   fahren, erst nach 22:00 Uhr.
  • Tuktuks sind sehr billig. Für 50 Rupien (etwa   0,90 €) fährt man eine Viertelstunde bis halbe Stunde durch die   Stadt. Wie lange es dauert, wird nicht berechnet, sondern nur   die Strecke. Handeln muss man überall und in jedem Fall.
  • Die Touristen verderben leider die Preise:   Man wird schon im Hotel vorgewarnt und soll nur 50 Rupien   bezahlen, wenn der Fahrer 70 fordert. Manche geben ihm dann 100   Rupien, weil es doch so billig ist...
  • Als Fußgänger geht man einfach über die   Straße ohne nach links und rechts zu schauen; die Autofahrer   rechnen mit dem sturen Weitergehen und fahren drum herum.
  • Die Inder halten sich an keine   Verkehrsregeln; sie fahren so, wie sie es für richtig halten und   wie es für sie der kürzeste Weg ist. Sie klettern auch über   Absperrungen und fahren als Geisterfahrer auf der verkehrten   Seite. Genau so wie im Verkehr halten sie sich im täglichen   Leben auch an keine Regeln. Jeder besticht den anderen mit   irgendeinem Trinkgeld, um seine eigenen Interessen   durchzusetzen. Damit erreicht man immer sein Ziel. Es kommt nur   halt auf die Höhe des Bestechungsgeldes an. Die Touristen kennen   den Betrag nicht, aber die Einheimischen wissen Bescheid.
  • In Goa fahren die Autos, Fahrräder und   Motorräder auch quer über die Rollbahn, wenn gerade kein    Flugzeug startet oder landet.
  • In jeder Provinz muss Straßenzoll entrichtet   werden, die großen Durchgangsstraßen haben Mautstellen;   zwischendurch sind dennoch Kamelkarren, Eselskarren,   Selbstbaufahrzeuge, Trecker und Pferdegespanne auf der Straße   (auch auf der falschen Seite). Diese fahren nicht durch die   Mautstellen, sondern biegen vorher ab.
  • Nur die Durchgangsstraßen sind asphaltiert,   die Nebenstraßen bestehen alle aus gestampftem Lehm oder Sand.   Sie sind entsprechend staubig und schmutzig, weil der Müll   einfach in den Straßengraben geworfen wird.
  • Alle Fahrzeuge werden bis an den äußersten   Rand der Belastbarkeit beladen: Auf den Fahrrädern und Rikschas   sitzen 3 und vier Personen, auf den Mopeds, Rollern und   Motorrädern nicht selten 4 oder 5 Personen, in den Tuktuks   durchaus 10 oder 12 Personen, in den Autos, Lastwagen oder   Omnibussen entsprechend noch viel mehr Leute. Man muss auch   bezahlen, wenn man auf dem Omnibusdach mitfahren will. An   Verkehrssicherheit denk hier niemand.
  • Die Wegweiser an den Straßen auf dem Land   sind nicht lesbar; es ist auch nicht zu empfehlen, sich einen   Leihwagen zu nehmen und auf eigene Faust Indien zu durchqueren.   Fast zum gleichen Preis bekommt man einen Wagen mit Fahrer, der   die indische Fahrweise beherrscht, sich gut auskennt, die   Verkehrsschilder lesen kann und so gut Englisch spricht, dass   man sich mit ihm unterhalten kann.
  • Der Smog ist überall gewaltig, man kann kaum   2km weit sehen. In Goa am Flughafen ist der Smog so stark, dass   man die startende Maschine noch auf der Rollbahn sieht, beim   Abheben aber schon nicht mehr, weil man nicht so weit sehen   kann.
  • Das Essen ist preiswert; in guten Restaurants   oder Hotels der großen Städte  zahlt man für ein gutes   Buffet zwischen 500 und 700 Rupien (~ 8-10 €), auf dem Land   kostet es nur einen Bruchteil davon.
  • Der Mindestverdienst für Arbeiter ist je nach   Tätigkeit mit 80...150 Rupien pro Tag festgelegt, das sind etwa   1,30 ...2,50 Euro)
  • Ein großes Bier (330ml) im Restaurant in   Delhi kostet mit Trinkgeld und Steuern 200 Rupien (~3,3 €), auf   dem Land 120...170 Rupien, in Goa 100 Rupien (~1,66 €), bei   Sonderangeboten 75 Rupien.
  • Man muss viele 10 -, 20 - oder   50-Rupien-Scheine in der Tasche haben, weil jeder irgendein   Trinkgeld erwartet, ob es der Kofferträger ist, der Taxifahrer,   der Hotelboy oder die farbig geschmückte Oma, die man   fotografieren möchte.
  • Überall stehen Kinder an den   Straßenkreuzungen und betteln, sobald ein Wagen anhält. sie   freuen sich allerdings auch über Kaugummis, Stifte, Kulis, Seife   oder Shampoo.
  • Der Kaffee ist miserabel, es gibt fast immer   Nescafé; die Milch ist auch nicht viel wert, weil sie meist mit   Wasser gepanscht ist.
  • Der Old Monk ist preiswert und gut; es ist   ein Rum mit leichten Aromen von Weihnachtskuchen. Er wird aus   Melasse hergestellt und lagert dann 7 Jahre in Eichenfässern. Er   ist der bekannteste und älteste Rum in ganz Indien.
  • Die indischen Menschen schauen sehr ernst   drein; sie lächeln erst, wenn man auch lächelt. Die Kinder aber   lachen immer, sind unbekümmert und fröhlich.
  • In Indien grasen die Kühe nicht auf der   Weide, sondern auf den Müllhalden neben der Straße. Sie fressen   die Abfälle, die neben der Straße zu finden sind und trinken das   Abwasser. Viele Bauern lassen ihre Kühe frei laufen, die sich   dann um die Müllverwertung kümmern und eine wichtige   Entsorgungsfunktion erfüllen.
  • Kühe sind heilig in Indien, Rinder, Ochsen   und Wasserbüffel nicht. Dennoch schlachten Inder keine Kühe und   essen kein Rindfleisch; überall gibt es zum Essen stattdessen   immer ein Lammcurry und ein Hühnercurry.
  • Man spricht Hindi in Indien; Hindi und   Englisch sind Amtssprachen; das Englisch der Inder ist ziemlich   gewöhnungsbedürftig; ihre Rechtschreibung ist auch oft schlecht.
  • Es gibt 21 anerkannte Amtssprachen in Indien;   ein Inder aus Assam kann einen Inder aus Kerala nicht verstehen,   weil er eine andere Sprache spricht; es sind keine Dialekte,   sondern reguläre Sprachen, die in diesem Land mit 3000km   Ausdehnung von Norden nach Süden gesprochen werden.
  • Der Strom fällt häufig aus; Computerdaten   müssen dauernd gespeichert werden, sonst ist jedes Mal alles   futsch; Internetverbindungen sind schlecht und teuer; Handys   sind überall verbreitet, die Netze auch ziemlich flächendeckend.
  • Für Frauen gilt es als unschicklich, nackte   Beine zu zeigen, sie müssen immer bedeckt sein; demgegenüber   gilt es als normal, nackten Bauch zu zeigen. Frauen sind in der   indischen Gesellschaft, die von Männern geprägt ist, überall   benachteiligt.
  • Es gibt keine Geburtenbeschränkung in Indien;   die Familien wollen viele Kinder haben, damit diese zur   Ernährung der Familie beitragen. Söhne sind wesentlich   erwünschter als Töchter, weil diese so teuer durch die   Ausrichtung der Hochzeit und das Brautgeld werden, die von der   Familie des Mannes gefordert wird.
  • Es gibt keine Schulpflicht; viele Kinder   werden auf dem Land nicht in die Schule geschickt, weil sie als   Hilfskräfte gebraucht werden; die Schule kostet nur Geld und   bringt nichts ein; die Bauern brauchen die Kinderarbeit oft zum   Überleben. Inzwischen ist die Landflucht ein großes Problem,   weil alle Jugendlichen in die Städte wollen, die total   übervölkert und überteuert sind.
  • Das Kastensystem in Indien ist sehr starr und   für einen Außenstehenden schwer verständlich. Deutlich wird   aber, dass die "Unberührbaren", die etwa 20% der Bevölkerung   ausmachen und sozial benachteiligt sind, eine starke politische   Rolle spielen, da in der indischen Verfassung wegen des   Diskriminierungsverbots vorgegeben ist, dass bis zu 50% der   Plätze in Universitäten, Schulen und Parlamenten für die   Unberührbaren reserviert werden müssen. Deshalb kommen viele aus   den unteren Schichten in die Regierung und sorgen für politisch   fragwürdige Entscheidungen.
  • Mit dem Gesundheitssystem und teuren   Krankenkassenbeiträgen haben die Inder keine Probleme, da die   Lebenserwartung nur 65 Jahre beträgt und die alten Leute keine   hohen Kosten verursachen wie bei uns.
  • Die Korruption ist eine Katastrophe. Ohne   Bakschisch läuft gar nichts; es ist völlig normal, dass in   Indien Verwaltungsvorgänge aller Art durch kleine   Geschenkesgaben beschleunigt werden.
Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr   bemerkenswerte Details aus Indien, aber man müsste dann länger    dort sein, um alles genauer kennenzulernen. In jedem Fall haben mir   die 3 Wochen gereicht, um mir den Unterschied Deutschland - Indien   mehr als deutlich vor Augen zu führen.
Es wäre sinnvoll, dass jeder Deutsche einmal Indien gesehen und   erlebt hat, um zu begreifen, was Armut wirklich ist und zu erkennen,   dass das Leben in Deutschland trotz aller Beteuerungen sehr luxuriös   ist.
Aus diesem Grunde habe ich einen Text "Klassenfahrt   nach Indien" geschrieben, den Sie auf einer speziellen Webseite finden. Darin habe ich noch   weitere Einzelheiten aufgeführt, die mir aufgefallen sind.

Das war´s von Rajasthan. Ich hoffe, der Reisebericht hat Ihnen gefallen und es sind   ein paar brauchbare Informationen für Sie dabei, wenn Sie vorhaben,   Rajasthan zu besuchen. Hoffentlich hat sich bis dahin einiges verbessert. Vielleicht   haben Sie aber auch Interesse an anderen Reiseberichten von mir. Schauen Sie doch mal auf meine Reiseseite!
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